Es ist grau und trüb. Der Regen peitscht ans Fenster. Den ganzen Tag lang ist es nicht so richtig hell geworden. Und obwohl ich sowieso am Schreibtisch sitzen muss, stört mich dieses triste, neblige Grau da draußen. Immer wieder wandern meine Augen hoch vom Bildschirm, raus aus dem Fenster. Sie sehen den Nebel in den Bäumen hängen, die Regenwolken, die es nicht über den Hügel geschafft haben. Es fröstelt mich und ich ziehe die Decke, die auf meinem Schoß liegt noch ein bisschen höher. Stunden vergehen, während das Grau nur in Nuancen variiert.
Auch drei große Tassen Milchkaffee haben mich nicht so richtig wach machen können. Heute ist ein Tag, den man am besten auf dem Sofa mit einem spannenden Buch oder einer Serie verbringen sollte. Oder gleich ganz im Bett bleiben. Die Vorstellung klingt verlockend, doch Deadlines wollen eingehalten werden. Ein Angebot muss heute noch raus und überhaupt hat sich schon wieder jede Menge Papierkram angesammelt. Und anstatt weiter sinnlos jede Menge Koffein, das mich sowieso nicht mehr wach macht, sondern nur noch mein Herz rasen lässt, in mich reinzuschütten, mache ich mir eine große Kanne Tee.
Denn obwohl ich ein Kaffeejunkie bin, liebe ich Kräutertees – vor allem Minztee. Im Garten habe ich dafür extra fünf verschiedene Sorten Minze gepflanzt, um ja nie ohne Tee auskommen zu müssen und immer frische Minze zu haben. Aber Leute, wir haben Dezember, da wächst selbst Minze nicht mehr. Und irgendwie habe ich es im letzten Sommer versäumt, dem Minzwuchswahnsinn Einhalt zu gebieten. Jetzt wächst überall Minze, zumindest da, wo nicht Oregano steht. Und es ist wie immer, wenn man die Natur einfach sich selbst überlässt, sie macht, was sie will und nimmt keinerlei Rücksicht auf meinen Geschmack. Während meine geliebte Erdbeerminze nun einen direkten Kleinkrieg mit der Oregano-Hauptpflanze ausfechten muss und den Kürzeren zieht, gedeiht nur die Orangenminze prächtig. Die einzige der fünf Sorten, die ich nicht mag.
In diesem Winter muss ich also auf Minztee aus fremder Produktion zurückgreifen. Und wenn ich schon nicht selbst entscheiden kann, wie mein Tee angebaut wird, dann soll er wenigstens in Bio-Qualität sein. Denn zum Einen sind mir nachhaltige und ökologische Anbauweisen wichtig, zum Anderen schmecken die meisten Bio-Tees auch viel besser. Sie sind viel intensiver und trotzdem irgendwie feiner, sodass man alle Bestandteile tatsächlich wahrnehmen kann.
Und während ich einen großen Schluck griechischen Bergtee nehme, träume ich von meiner Abschlussfahrt, damals kurz vorm Abi, mit dem Zelt drei Wochen lang quer durch die Griechenland. Ich sehe die Sonne über der Akropolis untergehen und weiß noch ganz genau, wie wir dort oben, auf dem Lykabettus, über der Stadt standen und uns die Welt zu Füßen lag. Wir träumten vom Studium, von großen Reisen und all dem, was nach der Schule kommen sollte. Vieles ist tatsächlich so gekommen, wie wir es uns damals, gerade volljährig, ausgemalt haben. Vieles aber auch nicht. Damals wollten wir nur raus aus der Schule, endlich unsere Flügel ausbreiten und davon fliegen. Hamburg, München, Berlin, fast alle wollten in die Großstadt, der ostwestfälischen Provinz den Rücken kehren. Ich nicht. Ich wollte nie weg. Ich wollte bleiben.
Ich habe viele gehen sehen. Andere kamen und manche kehrten zurück. Unsere Träume von damals mögen nicht mehr die gleichen sein. Einige haben ihr Glück gefunden, andere suchen es noch immer. Aber all das ist nicht wichtig, während ich spüre, wie mich der heiße Tee von Innen wärmt.
Es regnet noch immer. Langsam wird es dunkel. Und plötzlich stört mich das Grau gar nicht mehr.
* Der Tee wurde mir kosten- und bedingungslos von
Urbanteadealers zugesandt.
Herzlichen Dank dafür.
ja die graue jahreszeit :(
ich selber trinke wenig tee, aber minze liebe ich :)
ich wünsche dir ein wundervolles 3. adventswochenende!
Yeah, der Post ist doch eigentlich mir gewidmet, hehe. Nee, quatsch, ich habe gleich mal auf der Website geschnüffelt, 540 Tees, der Wahnsinn und auch ganz tolle Schwarzteesorten, die ja eher meins sind. Ich müsste dem Tee auch mal wieder einen Beitrag widmen, du schreibst aber viel schöner :-D.
Liebste Grüße und ein gemütliches Wochenende mit leckerem Tee und hoffentlich besserem Wetter
Stephie
Ohhh yes, Minze ist und bleibt wohl die Liebe meines Lebens. .)
Ich freu mich schon auf den Frühling, wenn mein Fensterbrettblumenkastenhochbeet wieder täglich frische Minze abwirft.
Sehr schöner Beitrag! Ich trinke auch total viel Tee und auch nur bestimmte Sorten, die ich mit teilweise auch in der Apotheke zusammen stellen lasse! Was bei mir immer geht sind Roiboos-Tees und Schwarzer Tee mit einem Schuss Milch :-)
Das schöne an Tee ist, dass es so viele interessante und vielseitige Sorten gibt, da findet jeder etwas. Ich liebe Tee über alles, trinke täglich 2 Liter, mindestens. Eine Tasse Tee begleitet mich immer. Aber nach 5 Jahren im Teeladen werde ich vermutlich für immer ein Teefan bleiben.
Schönen Sonntag!