Wenn ich eines wirklich gut kann, dann ist es Grübeln. Morgens, mittags, abends, oft die ganze Nacht. Auch wenn ich eigentlich etwas anderes mache. Ich kann nebenbei grübeln. Zweifel sind immer dabei, meist Selbstzweifel, manchmal auch andere. Reflexion und Selbstkritik sind wichtig, um weiterzukommen. Doch es gibt Tage, an denen scheinen sie übermächtig. Selbstkritik üben, grübeln, zweifeln: das kann ich richtig gut.
Oft ist es fehlende Anerkennung, die meine Gedanken in die Endlosschleife bringen. Selbst dann, wenn ich ganz genau weiß, dass ich gute Arbeit geleistet habe oder es nicht meine Schuld gewesen ist. Doch diese Gewissheit reicht oft nicht. Ich denke und denke und denke. Solange bis nur ein undefinierbarer Brei aus Unzufriedenheit übrig bleibt. Und selbst den kann ich noch zergrübeln. Dabei würde ein bisschen Anerkennung manchmal schon reichen.
Fehlende Anerkennung als der Schlüssel allen Übels?
Ist es die oft fehlende Anerkennung, die mich Dinge stundenlang durchdenken lässt? Warum vertraue ich meinem eigenen Urteil nicht, wenn es um mich selbst geht? Weil ich immer einen Fehler, einen Haken oder etwas finde, dass nicht perfekt ist. Geht es um mich selbst, um das was ich tue, dann zählt in erster Linie die Unzulänglichkeit. Bei anderen mache ich das nie und bin selbst genervt, wenn andere an allem etwas zu mäkeln haben.
Doch wenn es mich selbst geht, dann lege ich die Messlatte bewusst hoch. Meine Ansprüche an mich selbst sind um ein Vielfaches höher als die, die ich an andere habe. Macht jemand anderes einen Fehler, versuche ich das Positive darin zu sehen. Mache ich ihn, ärgere ich mich oft tagelang darüber. Und ich weiß, dass man sich selbst gegenüber immer besonders kritisch ist. Das fängt schon beim Blick in den Spiegel an. Und trotzdem ist dieses Wissen für mich bedeutungslos.
Wenn ich mich selbst nicht lobe, tut es auch kein anderer
Stolz wird oft als etwas Negatives gesehen, wenn es um einen selbst geht. Auf sich selbst und das, was man geleistet hat, stolz zu sein, das gehört sich irgendwie nicht – zumindest nicht, dass man es ausspricht. Eitelkeit, Arroganz und Selbstverliebtheit fallen in diesem Zusammenhang oft. Dabei hat die bloße Anerkennung der eigenen Arbeit, ja selbst ihre Honorierung nichts mit Arroganz zu tun – vielmehr mit Selbstbewusstsein.
Und davon besitze ich nicht übermäßig viel. Meine Fähigkeit zur Selbstkritik erwürgt mein Selbstbewusstsein regelmäßig. Dann fühle ich mich schlecht. Und bis zu einem gewissen Punkt ist das ganz sicher normal, menschlich. Doch wenn ich mein Hang zum Perfektionismus anfängt zu lähmen, dann ist spätestens der Moment gekommen, einen Schlussstrich unter die Grübeleien zu ziehen.
Das sagt sich leichter, als es getan ist.
Ich habe in den letzten Tagen massenweise Blogposts geschrieben und wieder verworfen, weil mir kein einziger davon gut genug gewesen wäre, um ihn zu teilen. Stattdessen teile ich nach langer Zeit mal wieder ganz persönliche Gedanken. Denn ich weiß, dass ich mit meinen Grübeleien und meinen Selbstzweifeln nicht allein bin. Und wenn ich auch nur einem einzigen damit das Gefühl geben kann, damit nicht allein zu sein, dann ist es das wert.
Dann gestehe ich nur zu gerne meine eigene Unzulänglichkeit. Teile meine Schwäche und meine Verletzlichkeit. Denn allein das Gefühl, an einem miesen Tag mit seinen Problemen nicht allein zu sein, hilft schon. Es ist vollkommen ok, auch mal einen miesen Tag zu haben und sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen zu wollen. Und hin und wieder sollte man genau das tun. Wichtig ist nur, dass man die Decke irgendwann wieder zurückschlägt und aufsteht.
Denn morgen ist ein neuer Tag…
Hey liebe Melli!
Du schreibst mir aus der Seele…in Selbstzweifeln üben bin ich perfekt!
Besonders, nachdem ich im Januar meinen Job verloren habe, was ich niemals für möglich gehalten habe.
Seither quäle ich mich mit Selbstzweifeln, Ängsten, Minderwertigkeitskomplexen, habe Schlafstörungen.
Bekomme ich positives Feedback, freue ich mich um es nach kurzer Zeit in Frage zu stellen.
Ob mich das weiter bringt? Ich weiß es nicht, vielleicht wird es die Zeit zeigen.
Es hilft mir ungemein, mit lieben Freundinnen darüber reden zu können. Ich hoffe, die schlechten Tage werden irgendwann wieder weniger. Denn das Leben hält auch Sonnenseiten für uns bereit. Wir müssen nur die Augen öffnen und sie entdecken.
Herzliche Grüße,
Natascha
Vielen lieben Dank Natascha für deine so persönlichen Worte. Das bedeutet mir viel!
Wenn man seinen Job verliert und damit so gar nicht gerechnet hat, dann ist das eine wirklich ganz besondere Herausforderung, an der viele ordentlich zu knabbern haben. Das kann ich absolut nachvollziehen.
Schön, dass du mit deinen Freundinnen darüber reden kannst. Das ist wunderbar. Und ganz sicher werden die schlechten Tage irgendwann weniger. Mal ganz abgesehen davon, dass du ja mehr als dein Job bist. Versuche dich vielleicht eher auf andere Dinge zu konzentrieren, die dich ausmachen… Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Aber eine kleinere Erinnerung, dass wir immer mehr als Arbeitnehmer sind, hilft vielleicht trotzdem.
Viele liebe Grüße an dich!!
Ich wünsche dir, dass die Sonnenseiten bald wieder für dich da sind!
Das stimmt, jeder darf schlechte Tage haben. Allerdings finde ich Anerkennung, ich nenne es sehr gerne Wertschätzung, für eine getane Arbeit sehr wichtig. Wenn diese ausbleibt, fehlt auch irgendwann die Motivation.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
Ja, Wertschätzung passt eigentlich sogar noch besser… danke dir! Irgendwie fehlte mir das Wort ;)
Und ja, wenn die immer ausbleibt, dann fehlt es wirklich irgendwann an Motivation. Auch wenn man sich ja eigentlich selbst motivieren sollte.
Viele liebe Grüße an dich!
Liebe Melanie, Wertschätzung und Anerkennung von anderen – wer möchte das nicht, man freut sich über ehrlich gemeintes Lob, aber auch über ehrliche Kritik, wenn sie konstruktiv ist, so weiß man, dass man jemandem wichtig ist und die Person sich Gedanken über jemanden gemacht hat. Was das auf sich stolz sein angeht, tue ich mich sehr schwer bzw. sag ehrlich, dass ich das nicht mag. Ich kann das zwar bei anderen nachvollziehen und verstehen, wenn sie etwas Besonderes geleistet haben und sagen, sie sind stolz auf sich, aber ich kenne sowas nicht, liegt einfach nicht in meinem Naturell. Ich freue mich meist still für mich und umso mehr, wenn andere mir dann gute Worte schenken und wenn ich die nicht bekomme, ist das auch nicht schlimm, bin da hart im Nehmen^^. Ganz befremdlich übrigens finde ich so oft, wenn ich im Internet lese, dass eine fremde Person jemandem schreibt „ich bin so stolz auf Dich“, wenn jemand z.B. abgenommen oder eine Prüfung geschafft hat…wie kann eine fremde Person stolz darauf sein, was ein anderer geleistet hat? Das nahe Umfeld, das macht ja Sinn, diese Menschen begleiten den Prozess ja auch meist..na ja..komische Welt manchmal. Was die schlechten Tage angeht: Ich habe sowas natürlich auch, gehe aber sehr schnell zur Tagesordnung über und versuche an solchen Tagen, weniger perfektionistisch unterwegs zu sein :) Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Liebe Andrea, ich danke dir für deinen Kommentar!! Und ich bin total deiner Meinung. Ich bin auch nicht der Typ, der auf sich selbst stolz ist. Irgendwie ist das für mich seltsam… Auch wenn ich es bei anderen gar nicht schlimm finde.
Im Bezug auf andere, gerade in der Onlinewelt, ist das „ich bin stolz auf dich“, vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Könntest du dich mit Formulierungen, wie „Ich bewundere deine Leistung…“ oder „toll, was du erreicht hast!“ eher leben?
Weniger Perfektionismus tut wohl an den meisten Tagen ganz gut… Auch wenn ich immer denke, dass es nur durch Perfektionismus wirklich gute Leistungen gibt… selbst wenn es am Ende nicht perfekt ist… Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine ;).
Viele liebe Grüße an dich
Jeder hat wohl miese Tage und das finde ich völlig okay. Okay wäre es nicht, wenn es zum Dauerzustand wird. Ich geben meistens einen Tag. Ich versuche gar nichts großartiges zu ändern. Am nächsten Tag sieht die Welt oftmals schon ganz anders aus. Mit Lob und Kritik, die einen selbst weiter bringt, sind andere leider oft sparsam. Bei uns im Büro zumindest, aber wir Kollegen untereinander klopfen uns auf die Schulter.
Da hast du recht! Jeder hat mal einen miesen Tag und das ist in Ordnung. Verrätst du denn, was du dann an diesen Tag machst, solange bis morgen ist?! Lob und Kritik sind so wichtig, weil sie uns weiterbringen… Ich finde es schade, dass es sie so wenig gibt… Dafür wird immer reichlich einfach nur herum gemeckert :( Schön, dass es unter euch Kollegen anders ist. Das macht das Arbeiten doch gleich viel schöner…
Danke für diesen ehrlichen und wichtigen Beitrag, liebe Melli :)
Ich bin auch ein Grübler der höchsten Stufe und freue mich immer über Anerkennung zum Blog & Co.
Und dann rede ich mir immer ein: Nein, du darfst nicht schlecht drauf sein. Andere lachen ja auch immer.
Aber das ist Blödsinn! :)
Danke dafür!
Wishes, Kat
Viele lieben Dank Kat für dein tolles Feedback. Das freut mich wirklich ganz doll!! Anerkennung ist wichtig! Und trotzdem darf man auch mal schlecht drauf sein. Niemand ist immer nur gut gelaunt. Viele zeigen es nur einfach nicht ;).
Ganz liebe Grüße an dich