Hinter meinen heutigen Türchen versteckt sich wertvolles Wissen für all diejenigen, die noch nicht wissen, was es an Weihnachten zu essen geben soll und natürlich auch für alle, die gar nicht wissen, womit sie es zu tun haben.
Für viele ist das Fest, das eigentlich zu Ehren der Geburt des Heilands ausgerichtet wird, gleichzeitig der kulinarische Höhepunkt des Jahres. Schon in der Adventszeit duftet es in allen Küchen nach frisch gebackenen Keksen, Lebkuchen und Spekulatius. Christstollen gibt es zum Kaffee und Martinsgans und Grünkohl sorgen für deftige Wärme von Innen. Für jeden Geschmack ist quasi was dabei.
Zu Weihnachten wollen wir alle natürlich unsere Liebsten mit ganz besonderen Leckereien verwöhnen. Wir durchforsten Kochbücher und Internetportale, fragen bei Freunden und Bekannten nach, was denn bei ihnen auf den Tisch kommt und quälen uns mit der Frage: Was gibt es bei uns eigentlich an Weihnachten zu essen? Die Frage alle Fragen, die schon so manchen Familienstreit spätestens am Weihnachtsabend zur Eskalation gebracht hat, weil die Gans im Ofen verkohlte, Mutti heulte, die lieben Kleinen sowieso viel lieber Pizza und Pommes wollten und Vati gar nicht einsieht, warum er auf seine Bockwurst verzichten soll. „Ist doch alles nur Theater!“, wie er meint.
Dass Liebe bekanntermaßen durch den Magen geht, wissen wir, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist, auch. Da scheint es nur logisch, dass zum Fest der Liebe nur das Beste gut genug ist. Aber was ist das eigentlich? Und wo kommt es her? Ich sage es euch.
Traditionell gibt es in deutschen Landen am heiligen Abend eine bodenständige Bockwurst mit Kartoffelsalat. Langweilig aber erprobt und einfach in der Vorbereitung. Keine zusätzliche Unruhe in der Küche, wenn der Baum geschmückt, die Päckchen liebevoll unter dem Baum arrangiert und die letzten Vorbereitungen für das Fest der Festes getroffen werden. Stress und Hektik gibt es im Advent doch schon genug, warum dann noch am Heiligabend im Kreis der Familie? Das ist also die klassische Variante, die vor allem Kochmuffeln und gestressten Eltern mit kleinen Kindern sehr entgegenkommt.
Genauso traditionell ist auch der Karpfen, der seitdem Mittelalter – als der 24. Dezember noch ein strenger Fastentag war – gerne anstelle von Fleisch gegessen wird. Mit dem Karpfen lassen sich Traditionen wahren, und trotzdem muss aufs Festessen nicht verzichtet werden. Kompromissbereitschaft, die Erfolg verspricht. Hilft solange keine Gäste geladen sind, die beim Anblick eines schuppigen Teichbewohners die Nase rümpfen. Sei es nun aus Gründen des Tierschutzes oder der immer noch weit verbreiteten Ansicht, dass etwas, das Schuppen und Schwimmflossen hat und in trüben Brühen einsam seine Kreise zieht, in jedem Falle ungenießbar sein muss. Der Karpfen ist also auf jeden Fall traditionell, bietet aber auch einiges an Konfliktpotenzial.
Wer es aber gerne etwas üppiger mag und auf einen Festtagsbraten nicht verzichten will, der greift häufig auf die so genannte Weihnachtsgans zurück. Auch dieser Brauch stammt aus der mittelalterlichen Fastenzeit. Die Martinsgans war das letzte Festessen am 11. November vor dem adventlichen Fasten, zu Weihnachten wurde die Fastenzeit dann wieder mit einem Gänsebraten beendet.
Der Legende nach soll die englische Königin Elisabeth I. 1588 die Gans zum Weihnachtsbraten erklärt haben, da sie gerade bei Tisch eine Gans verspeiste als die Nachricht eintraf, dass die spanische Armada bezwungen worden sei. Von der Insel aus verbreitete sich dieser Brauch auch auf dem europäischen Kontinent. Ehrt man hierzulande noch immer die Gans auf dem Weihnachtstisch, hat in England heute der Truthahn den Schnabel in der Beliebtheitsskala vorn. Für ein ausgiebiges, traditionelles Weihnachtsessen eignet sich ein Geflügelbraten auf jeden Fall. Dank der Königin.
Für nicht allzu große, gesellige Gruppen bieten sich auch das klassische Fondue oder die Schweizer Variante mit würzigem Bergkäse an. Die Vorbereitung hält sich in Grenzen, alle sitzen gemeinsam in gemütlicher Runde und können nach Geschmack und Vorlieben Fleisch, Kartoffeln, Brot und andere Köstlichkeiten genießen. Gleiches gilt natürlich auch für die kleinen Pfännchen eines Raclettes, das ebenso gesellig und aber weit weniger gefährlich ist als der heiße Fonduetopf mit siedendem Öl, Brühe oder Käse. Diese Option eignet sich eher für Weihnachtsessen mit Haustieren oder kleinen Kindern. Wer nicht den Heiligabend in der Klinik verbringen will, sollte unter diesen Umständen vielleicht besser auf den heißen Öltopf verzichten.
Das Konfliktpotenzial ist an den Festtagen besonders groß. Plant und vorbereitet also so gut ihr könnt. Mein Tipp an alle: immer cool bleiben, auch wenn nicht alle Gäste von eurem Familien-Weihnachtsmenü begeistert sind, auch wenn der Braten im Ofen verkohlt, sich das heiße Fonduefett über den Tisch ergießt oder tatsächlich der Tannenbaum – trotz elektrischer Beleuchtung – in Flammen steht.
Ich sage es euch! Zu Weihnachten sind schon zahlreiche Freundschaften zerbrochen, Ehen geschieden und Testamente geändert worden. Am Essen lag das meist nicht. Was also zum Fest auf den Tisch kommt, ist nicht wichtig, eine besinnliche Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen, dagegen schon. Und ich weiß, wovon ich rede.
Ich hoffe, ihr nehmt das hier und heute nicht allzu ernst und verratet mit stattdessen, was es denn bei euch so Weihnachten zu essen gibt. Bockwurst und Kartoffelsalat? Gans und Klöße? Oder doch Fondue? Ich bin gespannt.
So ein schöner Text, es hat mir riesig Spaß gemacht, ihn zu lesen!!!:) Ich feier den Weihnachtsabend mit meinen Eltern, meiner Schwester und, dieses Jahr zum ersten mal, mit meiner kleinen Babynichte. Als Vorspeise gibt es immer einen Blattsalat mit gekochtem Schinken und einem Tomatendressing, das steht bei uns total für Weihnachten, weil wir das nur an diesem Abend essen und sonst nie!:) Als Hauptspeise denkt meine Mama sich jedes Jahr etwas anderes tolles aus, ich muss zugeben, ich weiß noch gar nicht, was es dieses Jahr gibt. Genauso die Nachspeise. Ich sollte sie wohl endlich mal fragen!:) Und was wird es bei euch geben? Küsschen, Vanessa
Ganz lieben Dank. Ich freue mich, wenn du beim Lesen Spaß hattest :)
Ich weiß noch gar nicht, was es an Weihnachten bei uns zu essen gibt. Wir haben immer in großer Runde mit Freund, Eltern, Großeltern, Bruder, Tante und Cousinen gefeiert, sodass das Essen eher unkompliziert gehalten war. Dieses Jahr wird es das erste Mal ganz ohne Großeltern und überhaupt wird vieles anders sein. Also lasse ich mich einfach überraschen. Aber eure Vorspeise klingt schon mal ganz köstlich. Werde ich mir auf jeden Fall merken ;-).
Liebste Grüße und Küsschen