Wenn uns draußen ein eisig kalter Wind um die Nase pfeift, große, dicke Flocken leise an unser Fenster klopfen und sich die Sonne nicht mehr zeigt, dann ist Serienzeit. Eingekuschelt in eine warme Wolldecke, mit flauschigen Socken und einer großen Tasse heiß dampfendem Tee machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich und freuen uns darüber, so viel Zeit wie möglich zu Hause, in unserem weihnachtlich dekorierten Wohnzimmer zu verbringen.
Entweder widmen wir uns dann einem guten Buch oder wir sehen fern. Die Zeiten, in denen wir uns Ausstrahlungstermine und Sendezeiten halten mussten, sind längst vorbei. Auf DVD war das schon lange möglich, mit ITunes, Maxdome oder Watchever müssen wir uns nicht einmal mehr an Ladenöffnungszeiten halten, sondern können jeder Zeit genau das gucken, wo nach uns gerade ist. Am Liebsten gucke ich Serien, weil sie in perfekten Häppchen serviert werden und doch viel länger dauern als jeder Film. Die meisten zumindest.
Oft durchstöbern wir auf den verschieden Portalen Listen und Angebote, entdecken durch tolle Tipps neue Schätzchen und alte Klassiker. Aber vieles lassen wir auch einfach links liegen, weil es einfach viel zu viel für zu wenig Zeit gibt. Genau so ging es mir mit einer ganz speziellen Serie, die schon vor einiger Zeit im Fernsehen lief, die viele bereits gesehen haben, aber manche eben noch nicht. Und an genau die richtig sich mein heutiger Beitrag. Wer „Sherlock“ noch nicht gesehen hat, holt es nach. Es lohnt sich. Wirklich. Es ist die mit Abstand beste Serie, die ich seit langem gesehen habe, wenn es überhaupt je eine bessere gegeben hat. „Sherlock“ ist spannend, raffiniert und mit so viel leidenschaftlichem Tempo erzählt, dass man selbst eine pfeilschnelle Kombinationsgabe braucht, um immer auf der Höhe des Geschehens zu sein.
Für all diejenigen, die jetzt gelangweilt den Kopf schütteln und voll Unverständnis abwinken, weil sie längst vom „Sherlock“-Fieber infiziert sind: Morgen öffnet sich ein neues Türchen, hinter dem sich wieder ein kleines, aber feines Adventsgewinnspiel versteckt. Und am Montag geht es dann wieder um Beauty. Und nichts anderes. Seid also nicht böse, wenn ich heute erst den armen Unwissenden die Augen öffnen muss.
Ein Muss für jeden Krimifan
„Sherlock“ ist eine britische TV-Serie der BBC, basierend auf den Detektivgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle. „Sherlock Holmes“ und sein Gehilfe „Dr. Watson“ lösen Kriminalfälle in London um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss transferieren für die BBC die Kunstfigur von Doyle ins moderne London, ohne sich jedoch zu weit vom Original zu entfernen. Eine einzelne Folge von „Sherlock“ ist rund 90 Minuten lang, drei Folgen bilden eine Staffel, von denen bisher drei gedreht, aber erst zwei veröffentlicht worden sind. Sherlock Holmes wird von Benedict Cumberbatch, einem uns bis dahin eher unbekannten britischen Schauspieler gespielt, während Marin Freeman als Dr. Watson sonst vor allem als Bilbo Beutlin im „Hobbit“ zu sehen ist.
Ausstrahlung der 3. Staffel von Sherlock im neuen Jahr
In gut einer Woche findet am 15. Dezember 2013 die Weltpremiere der 3. Staffel im National Fim Theatre in London statt, ehe die erste Folge am Neujahrstag, dem 1.1.14 ausgestrahlt wird. Die Folgen 2 und 3 werden dann am 5.1. und 12.1. gezeigt. In den USA wird die 3. Staffel ab 19.1.14 zu sehen sein. Wann es die Staffel nach Deutschland schaffen wird, ist bisher unbekannt. Sechs Monate wird es sicherlich dauern, wahrscheinlich ein ganzes Jahr.
Staffeln 1 und 2 bereits als DVDs
Bis auf weiteres müssen wir uns also mit den ersten beiden Staffeln zufrieden geben, die beide bereits auf DVD inklusive Bonusmateriel erschienen sind. Wer sie lieber online sehen möchte, kann dies bei iTunes oder Whatchever tun. Maxdome bietet momentan nur die 1. Staffel im Angebot.
Und dazu noch ein kleiner Tipp am Rande: sowohl Maxdome als auch Watchever bieten einen kostenlosen Probemonat an, in dem man viele Serien komplett kostenlos ansehen kann. Man sollte jedoch auf keinen Fall vergessen, rechtzeitig zu kündigen, sonst sitzt man in der Abofalle und es entstehen monatliche Kosten. Auch wenn sich die für echte Serienjunkies allemal lohnen.
So viel zu den Fakten. Und keine Angst, ich werde hier nicht spoilern und ich bitte auch alle Leser inständig in den Kommentaren nichts zu verraten. Ein Krimi, bei dem man die Lösung des Rätsels bereits kennt, macht keinen Spaß.
„Sherlock“ ist ebenso grandios wie einzigartig
Die Charaktere sind bis ins kleinste Detail liebevoll ausgestaltet und besitzen dennoch Ecken und Kanten, die sie bei aller Raffinesse menschlich wirken lassen. Selbst der über alle Maßen geniale Meisterdetektiv, dessen Verstand schneller zieht als jeder Wildwest-Cowboy, besitzt Schwächen, auch wenn er die nie gelten lassen würde. „Sherlock“ verfolgt der Fluch des Genies. Er ist ein waschechter Kotzbrocken, der alles und jedem vor den Kopf stößt. Er besitzt die Arroganz der Ignoranz und sucht statt Freunden stets nur die Herausforderung, auch wenn das bedeutet, das dafür Menschen sterben müssen. Gewöhnliche Fälle langweilen ihn, er braucht das Besondere, das Spiel, das nur er am Ende gewinnen kann. Sein Gegenspieler muss dabei ebenso genial sein wie er selbst, um „Sherlocks“ Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Sein Partner Dr. Watson, ehemaliger Militärarzt, ist dabei in jeder Hinsicht das komplette Gegenteil. Er ist freundlich, liebevoll und fürsorglich und stets darum bemüht, die Wogen, die „Sherlock“ zum Tosen gebracht hat, wieder gerade zu biegen. Dr. Watson ist die gute Seele der Serie, vergleichbar mit anderen Serienfiguren wie Dr. House einziger Freund Wilson. Auch hier scheint es modernes Seriengesetz zu sein, dass dem genialen, aber menschenverachtenden Hauptdarsteller ein gutes, freundliches Gesicht zur Seite gestellt werden muss, um genügend Identifikationsspielräume beim Zuschauer zu schaffen. Funktioniert das so fantabulös wie hier, darf an diesem Gesetz gerne festgehalten werden.
Was die Serie „Sherlock“ aber wirklich auszeichnet und sie von allen anderen, auch amerikanischen Produktionen, unterscheidet, ist ihr rasantes Erzähltempo, das einem den Atem stocken lässt. Dialoge, Kameraeinstellungen und Schnitte jagen ebenso schnell wie der Detektiv selbst durch London über den Fernseher. Als Zuschauer wird man derart in den Plot hineingezogen, dass man selbst nicht nur in jeden Fall tief hineintaucht, sondern sich Folge um Folge tiefer in den „Sherlock“-Sog hineinziehen lässt.
Je mehr Zeit man mit der Serie verbringt, desto mehr beginnt man, selbst wie „Sherlock“ zu denken. Jedes noch so kleine Detail wir gierig aufgesaugt, jede noch so nichtige Information gesammelt. Aus reiner Angst nicht mehr auf Spielhöhe zu sein, irgendetwas Wichtiges zu verpassen, wird man selbst zum Meisterdetektiv, nur um dann die eigenen Verstandesgrenzen aufgezeigt zu bekommen. Und je schneller die Handlung voranschreitet, desto schneller vergisst man die Zeit um sich herum. Unwichtiges wird als Nebenhandlung ausgeblendet. Wie gefesselt hockt man vor der Flimmerkiste, umklammert fest mit beiden Händen die Teetasse, die längst kalt geworden ist, und tobt am Ende, wenn 90 Minuten um sind und der Fall gelöst ist. Vorbei? Jetzt? Das kann nicht sein. Die Show hat doch gerade erst begonnen.
„Sherlock“ ist wie ein bedrohlicher Virus, der sich ganz langsam anschleicht, sich unbemerkt im Körper ausbreitet und von dem man erst dann Notiz nimmt, wenn es längst zu spät ist. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Einmal infiziert ist man hoffnungslos verloren und hoch ansteckend. Aber das dürftet ihr bereits gemerkt haben.
Wenn nicht, ist es auch für euch bereits zu spät.
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem gefährlichen Sherlock-Fieber und einen ganz wunderbaren zweiten Advent.
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