Manche Projekte brauchen Zeit, manche von ihnen sogar eine ganze Menge. Vor einigen Monaten habe ich euch von meinem Kleiderschrank Problem erzählt. Er war vollgestopft bis oben hin und trotzdem hatte ich nie was zum Anziehen. Mehrere Ikea Besuche später – denn irgendwie scheint es Prinzip des schwedischen Möbelhauses zu sein, nie das auf Lager zu haben, was ich gerade brauche – hatte meinen PAX einmal komplett entrümpelt und auf den Kopf gestellt. Denn im Gegensatz zu vielen anderen hatte ich bisher auch jede Menge Zeug im Kleiderschrank, das man nicht anziehen kann, zumindest nicht direkt. Von tonnenweise Bettwäsche, über Handtücher in allen erdenklichen Größen und Farben, zu einer stattlichen Sammlung Kuscheltiere und Gammelsachen, mit denen ich mehrere Monate nicht mehr waschen müsste, wenn ich die ausschließlich tragen würde. Der Schrank war voll und doch nichts drin.
Also flog erst einmal alles raus. Wirklich alles, um einen Überblick darüber zu gewinnen, was überhaupt alles im Schrank ist und was nicht. Und als wäre das nicht schon eine Mammutaufgabe gewesen, habe ich auch gleich noch alle Kisten, die im Keller und Abstellraum standen durchforstet und sämtliche Sachen, die ich noch bei meinen Eltern gelagert hatte, was ich nicht einmal mehr wusste. Ich saß wochenlang im totalen Chaos zwischen Schubladen und Regalbögen, Körben und Sortierkästen, zwischen Kartons, Kisten und Kleiderstangen. Irgendwann habe ich die Nerven verloren und einfach alles liegen lassen, was bis dahin noch keinen festen Platz im Schrank oder im Altkleidersack gefunden hatte. Und das war doch noch eine ganze Menge. Von vielen Sachen konnte und wollte ich mich einfach nicht trennen, ich wusste aber auch einfach nicht, wohin damit. In meinen Pax sollten sie nicht mehr, im Keller war kein Platz und eigentlich musste ich sowieso noch einmal neue, besser stapelbare Kisten besorgen.
Eines nachts packte es mich dann. In einem Anfall aus Verzweiflung und Wut über mich selbst, dass ich mal wieder ein Projekt als es anstrengend wurde, auf später verschoben hatte. In einer ganzen Nacht sortierte ich noch einmal rigoros aus, packte Kisten mit Dingen, an denen Erinnerungen hingen, die ich nicht aufgeben wollte, und anderen, deren Inhalt ich zwar irgendwann brauche, nur eben nicht jetzt. Irgendwann wurde es wieder hell und mit dem neuen Morgen erkannte ich auch endlich das Problem: ich hatte einfach zu viele Sachen, die nicht meine waren. Irgendwann aus irgendeinem Grund, und sei es nur das rote SALE Schild, gekauft, vielleicht ein oder zwei mal getragen und mit der eigentlich festen Gewissheit irgendwo verstaut, dass es nicht zu mir passte. Trotzdem konnte ich mich nicht. Bis zu dieser Nacht.
Während die Stunden vergingen und ich in meinem Wahn einfach alles, was ich länger als ein Jahr nicht getragen hatte, für immer wegpackte – und damit meine ich nicht meine Skisachen, nur weil ich letztes Jahr nicht im Winterurlaub war – wusste ich plötzlich, dass ich all das nicht mehr wollte. Ich wollte nicht mehr 100 graue Sweater für graue Tage, ich verabschiedete mich von allem, was irgendwie rot, orange, gelb oder grün war. Diese Farben mochte ich noch nie und werde es auch ganz sicher nie. Ich trennte mich in dieser Nacht von sämtlichen gesammelten Jeans, denn ob ihr es glaubt oder nicht, ich hatte noch einige Schlagjeans, die jetzt Flared Jeans heißen, Marlenehosen und Cullotes aus den 90ern. Am Ende waren es glaube ich 30 Jeans, die alle nicht saßen, die falsche Farbe oder Form hatten.
Denn leider gehöre auch ich zu den Menschen, die beim Hosenkauf verrückt werden. Egal, wie viele ich auch anprobiere, keine einzige sitzt. Die meisten sind zu lang oder wieder zu kurz, manche so eng, dass ich kaum meinen Fuß, geschweige denn die Wade hineingezwängt kriegen würde, weiter hoch geht’s dann sowieso nicht. Und kennt ihr Jeans, die einen recht rauen Denimstoff besitzen, die wirlich jeden Fussel im Umkreis von mehreren Quadratmeter ansaugt und auch in der Waschmaschine nie wieder hergibt?
Super praktisch sind die, wenn man Katzen besitzt, gern auf Fellen am Schreibtisch sitzt und schrecklich gerne lange, flauschige Wollpullover mag. Und wirklich ausnahmslos alle Jeans, die ich bisher besessen habe, stehen in der Taille ab, selbst meine geliebten Jamie Jeans von Topshop, die ich die letzten Jahre ausschließlich getragen und natürlich alle behalten habe. Ganz egal, wie viel Geld ich bereit war auszugeben, eine perfekt passende Jeans gab’s für mich trotzdem nicht. So habe ich über die Jahre hinweg ein ganzes Lager an Jeans angelegt, ohne dass auch nur eine dabei gewesen wäre, die mich länger als ein paar Wochen zufrieden gestellt hätte.
Und plötzlich wusste ich die Lösung.
Als es plötzlich wieder Tag war, wusste ich die Lösung: ab sofort wollte ich nur noch Dinge besitzen, die zu mir und meinem Stil passen, die gut sitzen, auch nachdem man sie schon ein paar Stunden anhat, also eine gute Qualität haben, und die idealerweise auch noch fair produziert sind. Letzteres versuche ich schon seit Jahren, habe ich aber bisher nie konsequent verfolgt. Und auch jetzt werde ich nicht dogmatisch und alles aus dem Kleiderschrank werfen, was kein Ökosiegel besitzt. Ich möchte bewusster einkaufen, auf Qualität und Kombinierbarkeit achten. Denn wie viele Stücke besitze ich, die zwar schön sind, aber die ich mit absolut nichts aus meinem Kleiderschrank kombinieren könnte.
Im Grunde geht es um den Aufbau einer Capsule Wardrobe – so nennt man das ja jetzt. In meinen Kleiderschrank dürfen nur noch wenige, ausgewählte Basisteile einziehen, die ich lange und in ganz verschiedenen Weisen tragen kann. Denn im Grunde brauchen wir doch alle keine 20 oder noch mehr Jeans. Wenn wir eine gefunden haben, die wirklich passt und alle Kriterien erfüllt, dann reicht die eine doch – jeden Falls als Basis.
Denn eine tolle Jeans geht immer, ob zum Businessmeeting oder Kaffeekränzchen mit den Freundinnen, im Urlaub oder zum Einkaufen. Und deshalb habe ich mir für 2016 ein ganz besonderes Projekt überlegt: das Jeans-Jahr. Gerade wir Blogger neigen dazu, ständig neue Sachen präsentieren zu wollen, um immer uptodate und relevant zu sein. Ich möchte das nicht. Im Gegenteil. Ich möchte euch und mir selbst beweisen, dass das nicht sein muss. Das Projekt „Das Jeans-Jahr, mein Jahr in Jeans“ soll zeigen, dass man auch mit nur wenigen Teilen im Kleiderschrank auskommen kann. Dass es sich lohnt, in gute, hochwertige Teile zu investieren, weil sie nicht nach zweimal waschen ihre Form verlieren. Und ich möchte als Blogger aus dem Konsum-Kreis aussteigen.
Und für dieses Projekt habe ich mir einen großartigen Partner mit ins Boot geholt: Selfnation*. Für diejenigen unter euch, die Selfnation noch nicht kennen: Selfnation ist ein Start-Up aus Zürich und Berlin, das maßgefertigte Jeans zu einem vertretbaren Preis anbietet. Noch dazu beziehen sie ihren Denimstoff aus der Region Mailand, denn Italdenim ist der erste Jeanshersteller, der dem Greenpeace Detox Agreement beitreten konnte. Die Baumwollen für Selfnation stammt aus Spanien, Griechenland oder den USA und wird noch vor Ort zu Fäden versponnen, was die besondere Qualität der Stoffe ausmacht. Selfnation produziert lokal, fair und nachhaltig.
„Das Jeans-Jahr, mein Jahr in Jeans“ wird insgesamt zwölf unterschiedliche Outfits, an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Gelegenheiten bieten. Jeden Monat zeige ich euch einen Jeans-Look. Die Jeans wird dabei das ganze Jahr die gleiche sein, nur alles drum herum wird sich verändern. Ich hoffe ihr habt genauso viel Lust auf ein solches Projekt und seid ebenso gespannt, wie die einzelnen Outfits und die verschiedenen Beiträge dazu aussehen werden. Und das erste Outfit, den Januar-Look, gibt es auch schon morgen. Denn natürlich war meine Jeans auch auf der Fashion Week in Berlin mit dabei.
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[title maintitle=“zwei Outfits“ subtitle=“aus der Selfnation Reihe“]
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[column]Die Selfnation-Jeans kombiniert mit einer Blümchenbomberjacke von Guess. Fotografiert im malerischen Hornbach in der Pfalz:
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[column]Die Selfnation-Jeans kombiniert mit eine Pulli und einer Kette von COS. Fotografiert in Berlin:
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* Die Jeans wurde mir von Selfnation für das Projekt zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür.
oh man… also ich miste einmal im jahr aus und dann gnadenlos. das problem der jeanshosen kenne ich zu gut :( ich suche auch immer sehr lange, bis ich die richtige gefunden habe.
liebe grüße!
Regelmäßig machen ich es auch, aber eben überhaupt nicht gnadenlos. Ich hoffe, dass das in Zukunft besser klappt.
Liebe Grüße an dich
oh coole Sache! Freue mich auf die Looks und die Jeans schau ich mir direkt mal an. Liebe Grüße!
Coole Idee! Ich fange oft immer nur so halbherzig an mit dem Aussortieren und eigentlich hast du Recht: es müsste echt erst einmal alles rausfliegen, um alles neu sichten zu können…irgendwann…in diesem Jahr…werde ich bestimmt mal Lust dazu haben ;-)
Tolle Sache und bin sehr gespannt ……habe voriges Jahr auch viel aussortiert, bin aber auch noch nicht fertig. Aber du gibst mir gleich einen neuen Ansporn…..danke dafür
Liebste Grüße
Marina
Bei mir hat es insgesamt auch ewig gedauert, bis ich wirklich durch und mit allen Kisten und Kartons, neben dem Kleiderschrank, fertig war.
Schön, dass ich dich dazu anspornen kann, weiterzumachen und hoffentlich bald dann auch zu einem Ende zu kommen ;)
Liebe Grüße an dich
Ein ganz tolles Projekt!! Bin schon gespannt mehr davon zu lesen.
Mehr im Kleiderschrank zu haben macht wirklich nicht glücklich.
Letztes Jahr habe ich auch einiges aussortiert. Wenn die Teile
gut passen, hat man viel mehr Freude an ihnen.
Liebe Grüße – Milla ♥
Ich freue mich sehr, dass du das Projekt auch so spannend findest. Aussortieren kann auch was total Befreiendes sein, deshalb habe ich mir vorgenommen, das nun nicht nur regelmäßig, sondern wirklich auch konsequent zu machen. Mal sehen, ob das klappt.
Liebe Grüße an dich
Ich bin gespannt auf deine Looks!
Leider habe ich nie ein Jeansproblem, zumindest nicht bei meiner Lieblingsmarke Mavi. Da kann ich blind kaufen und die Jeans sitzen immer.
Danke dir!! Aber was heißt denn leider? Du bist nicht froh, dass du kein Jeansproblem hast?? Muss ich das verstehen?
Liebe Grüße an dich
PS: Mavi passt bei mir leider ganz schlecht ;)
ich bin sehr gespannt! toller Beitrag
http://carrieslifestyle.com
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Das freut mich!! Vielleicht hast du einen speziellen Wunsch, wie du die Jeans gern kombiniert sehen würdest?
:) Ich habe auch gerade über die Capsule Wardrobe berichtet. Bisher bin ich sehr zufrieden und empfand es auch als wahnsinnig befreiend so viel auszumisten. Die Idee mit der Jeans finde ich total cool! Liebe Grüße, Neele
Irgendwann packt’s jeden, das rigorose Ausmisten… Ich habe den Umzug dafür genutzt, mich von ganz viel Kram zu trennen. Ich hatte so wahnsinnig viele Teile, die ich nicht mehr getragen habe. Irgendwie ist mein Beuteshema immer gleich, ich sag nur 7 schwarze Rollkragenpullover. Der Vorsatz, weniger und hochwertiger Einzukaufen ist noch geblieben. Auch bei Kosmetik will ich von den großen Mengen Drogeriekram weg. Nachhaltiges Kaufen ist auch ein Thema, was mir bedauerlicher Weise eher schlecht gelingt. Ich arbeite noch dran….
7 schwarze Rollkragenpullover sind auch nicht schlecht ;)
Beauty steht bei mir noch aus. Da graut es mir schon seit dem Kleiderschrank vor. Ich will den ganzen Kram aber auch nicht mehr horten!! Heute habe ich mich wenigstens endlich mal an alte Uniunterlagen gesetzt und alles weggeschmissen. Das war ein herrliches Gefühl :)))
Liebe Grüße an dich
Ich kenne das Ausmisten-Problem nur zu gut, grade bei Klamotten bin ich immer sehr sentimental. Ich habe mich Anfang Januar mal daran gemacht und gnadenlos alles aussortiert, was mir nicht mehr gefiel. Es hat lange gedauert, aber irgendwie auch ein sehr gutes Gefühl hinterlassen.
Sentimental… das klingt gut, ist aber so. An manchen Teilen hängt man, auch wenn sie einem längst nicht mehr gefallen und man sie auch garantiert nicht mehr anzieht. Aber das Ausmisten ist trotzdem ein super Gefühl :)