Dieser Beitrag enthält Werbung. Ein letztes Mal gehe ich an den Schrank, wühle ich mich durch das Chaos, so lange, bis ich gefunden habe, was ich suche. Schon während ich nach ihm im Schrankfach taste, spüre ich seine wohlige Wärme, seine Sanftheit, die meine Haut streichelt. Ich ziehe ihn heraus und drücke ihn mit beiden Händen fest an meine Brust und merke, wie mir ein Lächeln übers Gesicht huscht. Dann drücke ich meine Wange an ihn, rieche den Duft, den ich so sehr liebe, und halte inne, genieße einen Moment lang den Augenblick. Ein bisschen albern komme ich schon vor, gut, dass mich keiner gesehen hat, gut, dass ich allein bin, gut, dass keiner weiß, was ich fühle.
Ich streife ihn noch im Schlafzimmer über und mir fällt unser erstes Mal ein. Wir waren noch nicht lange zusammen, ein richtiges Paar waren wir sowieso nie, denn er war längst liiert. Aber hin und wieder kam es vor allem abends zu heimlichen Treffen, meist wenn ich zu Hause auf dem Sofa saß und eigentlich nichts vorhatte. Dann tauchte er plötzlich auf, wickelte mich ein, spendete mir Wärme und Trost, manchmal auch einfach eine gute Zeit, je nachdem, was ich gerade brauchte. Wochen und Monate vergingen und so langsam hatten wir uns aneinander gewöhnt, konnten nicht voneinander lassen, auch wenn wir nicht zusammengehörten. Das Verbotene übt doch immer den größten Reiz aus.
Irgendwann wurden wir mutiger, sahen uns häufiger, zeigten uns in der Öffentlichkeit. Alle glaubten, wir seien nur gute Freunde, dabei hatten wir uns längst verliebt. Er gab mir Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen. Ich schenkte ihm das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Manchmal lagen wir den ganzen Tag einfach nur im Bett, genossen die Zweisamkeit und waren uns selbst genug. An anderen Tagen waren wir viel unterwegs, in der Stadt, was essen, im Kino, oft bis spät in die Nacht. Irgendwann kamen Fragen, wir mogelten uns so durch. Suchten Ausflüchte, wage Beschreibungen, was wir die ganze Zeit gemacht hatten und wo wir gewesen waren. Einen Grund fanden wir immer. Und keiner hätte etwas anderes gedacht.
Was sollte nur werden? Ewig konnte es so nicht weitergehen, hatten wir doch beide eigentlich jemand anderen, wussten wir, dass es nicht richtig war. Auch wenn es sich noch so gut anfühlte. Und je größer das schlechte Gewissen wurde, desto mehr fühlten wir uns zueinander hingezogen. Die Angst entdeckt zu werden, der Nervenkitzel, wenn wir Arm in Arm die Straßen entlang schlenderten oder uns in kühlen Sommernächten nachts noch einmal trafen, ich weiß nicht, was es war, aber irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Eine ganze Nacht lang weinte und wusste doch, dass es vorbei war. Wir waren zu weit gegangen, hatten uns wissentlich ins Abenteuer und unsere Liebsten ins Unglück gestürzt, die davon nicht einmal etwas ahnten. Verabschieden konnte ich mich nicht. Was hätte ich sagen sollen, was nicht gelogen gewesen wäre. Ich wollte bei ihm sein und konnte es nicht. Der bittersüße Verrat bohrte sich in mein Herz und ließ es langsam aber sicher kälter werden, bevor es aufhörte, für ihn zu schlagen.
Vielleicht könnten wir irgendwann Freunde sein.
„Ich hoff, meine Worte machen es nicht noch schlimmer, vergiss nur einmal deinen Stolz, ich weiß, du liebst mich noch immer.“ Die Ärzte
Diese verbotene Liebe, diesen Kaschmir-Pullover habe ich vor vielen Jahren in der Herrenabteilung bei Peek&Cloppenburg für meinen Mann, damals noch Freund, gekauft. Er war ein besonderes Geschenk, das weiß ich noch. Wir beide lieben ihn, jeder auf seine Weise, aus den unterschiedlichsten Gründen. Wir beide haben mittlerweile so viele Erinnerungen, die wir mit ihm verbinden, gemeinsame, wie jeder persönliche, dass wir uns einfach nicht von ihm trennen können. Jeder Versuch einen neuen Pullover als Ersatz zu finden, ist bisher gescheitert. Wahre Liebe lässt sich eben nicht ersetzen. Und so hoffen wir, dass er den Sommer über zur Kur fährt und sich richtig erholt. Er ist dünn geworden und hat die ein oder andere Wunde, die dringend geflickt werden muss. Ganz der Alte wird er wohl nicht mehr werden, aber wir hoffen beide, dass wir anschließend noch eine gute, gemeinsame Zeit verbringen können.
Wir sind mittlerweile Freunde, die Grenze haben wir nie mehr überschritten. Dafür habe ich eine neue Liebe gefunden, zu Schuhen.
* In freundlicher Zusammenarbeit mit Peek&Cloppenburg, Düsseldorf
wunderschön geschrieben……
Lieste Grüße
Marina
Dankeschön
Spannende Geschichte, so toll geschrieben!
Xx martina
Vielen lieben Dank!!
Der Pulli ist wirklich wunderschön! Vielleicht sollte ich auch mal in der Herrenabteilung gucken!
Unbedingt, wenn es um oversized Kuschelpullover geht
das hast du toll geschrieben, solche verbotenen lieben habe ich ebenfalls :)
liebe grüße!
Ciao!
Das hast du sehr schön in Worte gefasst!
Liebe Grüße,
Alex.
Ich freue mich, wenn der Text gefällt .
Liebe Grüße an dich
Total hübsche Fotos, Du siehst selbst in einem Herren-Pulli toll aus. Schöne Story.
Liebe Grüße
Marion
Vielen lieben Dank, liebe Marion. Ich werde ein bisschen rot .
Hab einen schönen Tag!!
Super schön geschrieben – da bekommt man richtig Lust selbst nach seinem heimlichen Liebling im Schrank zu wühlen!
Vielen Dank dir. Das Stöbern lohnt sich eigentlich immer, vor allem wenn es so kalt und ungemütlich ist ;)
Hab einen schönen Tag.
Ich habe auch einige Pullis aus der Herrenabteilung, da ich sie oft qualitativ hochwertiger finde. Dein Pulli sieht richtig gemütlich aus.
Liebe Grüße,
Sandra
http://www.myvoguery.com
Ja, genau. Und es ist auch viel leichter oversized Pullis zu finden ;).
Liebe Grüße an dich
Du hast es schön auf den Punkt gebracht, gerade in diesen frostigen verregneten Tagen muss ich mich auch mal wieder in meinem Schrank verkriechen… und etwas stöbern…
Vielen lieben Dank! Ich bin auch immer wieder erstaunt, was sich in meinem Schrank und in manchen Kisten so versteckt ;)