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Sonntage sind #36

By Melli Marble | Lifestyle | 4 comments | 23 August, 2015 | 0

Es ist ein schöner, sonniger Sonntag im August, mitten in Deutschland. Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn, drei, wenn nicht sogar vier, Generationen sitzen um den gedeckten Tisch, ein Geburtstag wird gefeiert, mit allem, was dazu gehört. Kaffee, Kuchen, Geschenke, von allem reichlich. Die Stimmung ist fröhlich, heiter, ausgelassen. Bis es ernst wird. Es gibt um Politik, um Europa, um Flüchtlinge. Und plötzlich sitze ich mitten drin im Thema und bringe kein Wort über die Lippen. Ich bin fassungslos über das, was ich da höre. Es lässt mir den Atem stocken und das Blut in den Adern gefrieren. Etwas, das ich für sehr weit weggehalten hätte, ist mitten uns, zwischen den Partygästen, die ich nicht alle kenne.

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Sie sind feindlich, aggressiv und unglaublich dumm. Doch ich wage nichts zu sagen. Ich halte mich im Hintergrund, stehe immer wieder auf, um durchzuatmen. Gehe weg, komme wieder und merke, sie meinen das tatsächlich ernst, zumindest einige von ihnen. Denjenigen, die nicht auf ihrer Seite stehen, fahren sie über den Mund, belächeln sie, meinen sie seien weltfremd und hätten den Schuss noch nicht gehört. Langsam aber sicher verstummen sie, während die anderen lauter werden, sich noch hitziger unterhalten und sich gegenseitig hochschaukeln. Und plötzlich wird mir klar, auch über 70 Jahre nach dem letzten großen Weltkrieg, hat sich so viel nicht geändert. Gehört wird der, der lauter schreit. Ganz egal wie dumm das ist, was er von sich gibt. Sie spielen mit den Ängsten der anderen, sie manipulieren, zum Teil ohne es überhaupt zu wissen.

Abgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Angst sind mitten unter uns. Geschrei, Hetzerei, Psychospielchen, die lustig sein sollen, aber ernste Drohungen enthalten. Ein Dazwischen gibt es nicht. Entweder dafür oder dagegen. Das hatten wir schon alles schon mal. Wo es endete, wissen wir. Und wir haben ganz offenbar nichts dazu gelernt. Auch im Jahr 2015 sitzen wir am sonntäglichen Kaffeetisch und meinen ernsthaft, dass wir unseren Wohlstand verdient haben. Dass es unser gutes Recht sei, uns nach außen hin abzuschotten. Und dass wir selbst, in der gleichen Situation, nicht halb so gut behandelt würden.

Begrüßungsgeld? Der Aufreger des Tages. Ein paar Hundert Euro, die offenbar das Fass zum Überlaufen bringen. Ein Wochenendtrip weniger, das ist schon hart. Es wird gemeckert über das Versagen der Politik, die nicht mehr in Bildung investiert. Die stattdessen Turnhallen zur Verfügung stellt, in einer Stadt, die ohnehin schon stark verschuldet ist. Wer soll die Renovierung denn bezahlen, wo doch schon alles Geld in weitere Flüchtlingsheime fließt. Mir bleibt buchstäblich der Mund offen stehen. Da redet man an einem reich gedeckten Kaffeetisch, an seinem wohl verdienten Sonntag, in der Sonne sitzend, über Freibäder und Turnhallen? Während sich nur ein paar Kilometer weiter, Menschen stapeln, die alles verloren haben. Ihre Heimat, ihr Hab und Gut und letztlich ihre Würde. Manche sogar ihr Leben.

Sie kommen in der Hoffnung, in Deutschland ein sicheres, ein freies, ein gutes Leben führen zu können. Und das erste, was ihnen erfährt, ist Ablehnung, Ausgrenzung und Missgunst. „Die machen ja nichts“, heißt es immer wieder, „den ganzen Tag sitzen sie nur herum und drehen Däumchen“. Und ich frage mich, ob die Schreihälse sich nur so aufführen, weil sie sich profilieren wollen, weil sie sich selbst ungerecht behandelt fühlen und über ihre eigenen Schwächen hinweg täuschen wollen? Oder ob sie wirklich glauben, was sie da von sich geben. Ob sie tatsächlich meinen, dass die Menschen im Flüchtlingsheim an der Ecke, tatsächlich den lieben langen Tag das süße Leben genießen und mal eben den Jackpot gezogen haben?

Am liebsten würde ich sie alle in einen großen Sack stecken… Doch das würde mich auch nicht besser machen. Und so muss ich ihnen, neben all der Scheiße (sorry für den Ausdruck, aber es gibt keinen anderen, der es beschreiben könnte), die sie den ganzen Tag reden, in einem einzigen Punkt Recht geben: Deutschland hat ganz offensichtlich versagt, was Bildung betrifft. Denn wenn das nicht so wäre, hätte ich nicht die gesellige Runde verlassen und den Restsonntag stattdessen allein verbringen müssen. Ich bin alt genug, um zu wissen, wann es sinnvoll ist, den Mund aufzumachen, und wann es besser ist zu schweigen, und stattdessen wirklich etwas zu tun. Und mit den letzten Worten dieses Beitrags, fange ich an, eine Kiste zu packen, die gleich morgen zum Heim an der Ecke bringe. Es sind Kleinigkeiten, die ich ohnehin im Überfluss habe, Kleidung, Spielsachen, Kosmetik. Dinge, die mir nicht fehlen, und anderen zumindest einen schönen Tag machen und ihnen den Start in ein neues Leben erleichtern können.

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4 comments

  • Jenny Antworten 24. August 2015 at 12:18

    Leider ist das immer noch sehr verbreitet, nicht nur in den älteren Generationen sondern auch noch bei vielen jungen Leuten.
    Ich habe jahrelang bei türkischen Familien Nachhilfe gegeben, damit die Kinder in der Schule überhaupt mit kamen…auch hier wurde ich oft belächelt, es sei doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich habe es durchgezogen, bis die Eltern es nciht mehr wollten. Klar, ich habe dafür Geld bekommen, aber im Verhältnis zu anderen Nachhilfelehrern oder gar Instituten nur sehr wenig. 10 € pro Stunde, teilweise für zwei Kinder – doch es war mir ein Bedürfnis den Kindern zu helfen!
    Liebe Grüße
    Jenny

  • kirschbluetenschnee Antworten 24. August 2015 at 21:29

    Meine Liebe,
    schon wieder ein Beitrag, bei dem ich durchgängig nicken musste.

    Wenn bei uns auf Familenfeiern solche Themen aufkommen, möchte ich am liebsten direkt aufstehen und gehen. Dass es tatsächlich noch Menschen mit solch verkorksten Ansichten gibt und dann auch noch in meiner unmitelbaren Nähe, hätte ich früher nie gedacht.

    Es macht mich zwar immer noch wütend, ich versuche aber, die Menschen, bei denen ich Hoffnung sehe, davon zu überzeugen, dass man erstmal rausgehen und sich die Situation ansehen muss, um sich seine Meinung zu bilden.

    Ich denke, wer einmal in einem Flüchtlingsheim war, sieht die Sache direkt ganz anders.

    Wenn man nur in seiner eigene Seifenblase lebt, kriegt man nun einmal nichts von der Welt mit, denkt aber, man wisse alles (fällt mir leider gerade bei der älteren Generation auf).

    Es wird Zeit, diesen Menschen mal die Realität zu zeigen!

  • Jana Antworten 25. August 2015 at 0:58

    Ich war ja schon eine Weile nicht mehr in Deutschland, aber Vieles, was ich im Moment lese, wenn es um Aussagen um die Europa- und Flüchtlingspolitik geht, beschämt mich sehr. Es ist gut, dass es Leute wie dich gibt, die wirklich helfen – und nicht in ihrer Dummheit generelle Menschlichkeit, aber auch die Geschichte ihres Landes zu vergessen.

  • Maegwin Antworten 25. August 2015 at 20:23

    Ohja, wie recht Du hast. Ich glaube, das ist ein Thema, was Deutschland in zwei Hälften teilt. Nunja, irgendwie resultieren viele Argumente, die ich häufig höre, aus mangelnder Information, die Leute reden über etwas, wovon sie keine Ahnung haben. Presse ist da leider auch nicht immer objektiv.
    Jana hat das Wort beschämend genannt, das trifft es sehr. Vor nicht allzu langer Zeit sind deutsche geflüchtet, vor etwas längerer Zeit mussten sie flüchten….

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