Eigentlich geht mir das Thema mittlerweile unsäglich auf die Nerven. Beinahe alle großen (Beauty-)Blogs schlagen sich derzeit mit dem Vorwurf der „Gekauften Meinungen“ herum. In Hunderten von Kommentaren machen Leser ihrem Unmut über die zunehmende Professionalisierung und die damit verbundene Kommerzialisierung der Bloggerszene Luft.
Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit werden von vielen Lesern mittlerweile in Frage gestellt. Sie beschweren sich darüber, dass Blogger A nur über Produkt X positiv berichtet, weil er es geschenkt bekommen hat. Blogger B sieht sich genötigt, dem Vorwurf der Unehrlichkeit begegnen zu müssen, weil er durch Kooperation mit Unternehmen Y Geld für seinen Beitrag bekommt. Die Leser von Blogger C können keine eigene Persönlichkeit von C erkennen, weil immer nur darüber geschrieben wird, was gerade uptodate ist.
Mich nervt das Thema.Auf der einen Seite kann ich den offensichtlichen Neid mancher Leute darüber, dass anderen Produkte kostenlos, oft vor dem eigentlichen Verkaufsstart, zur Verfügung gestellt werden, absolut nicht nachvollziehen. Nichts anderes als Neid und Missgunst können solche Kommentare, die oft zutiefst beleidigend sind, verursachen.
Auf der anderen Seite kann ich es aber genauso wenig verstehen, dass es Blogger gibt, denen es ganz offensichtlich ausschließlich darum geht, so viele Produkte und Kooperationen wie möglich an Land zu ziehen. Inhalte scheinen dabei keine Rolle zu spielen. Das geht sogar soweit, dass auf anderen Blogs Themen, Fotos und ganze Texte geklaut werden. Wort für Wort kopiert, eingefügt und unter eigenem Namen veröffentlicht. Wer macht so etwas? Den allermeisten dürfte jawohl klar sein, dass das Urheberrechtsverletzungen sind, die strafbar sind.
Ich verstehe das Problem nicht.
Wieso ist eine Meinung nur dann „echt“, wenn eigenes Geld geflossen ist? Darüber, was teilweise in Kommentaren passiert, wenn kurz nach einander mehrere (teure) Einkäufe präsentiert werden, will ich gar nicht reden. Wie sollen denn möglichst viele Informationen, Swatches und Empfehlungen noch vor Erscheinen einer Limited Edition im Netz zu finden sein, wenn niemand sie vorab zum Testen zugeschickt bekommen hat?
Wie soll ein einigermaßen guter Überblick über Produktneuheiten verfügbar sein, wenn es nicht kostenlose Rezensionsexemplare gäbe? Und wieso sollte anständige Arbeit, die das Schreiben von informativen, gut lesbaren, wenn möglich fehlerfreien Texten, die vielleicht sogar noch unterhaltend sein sollen, unzweifelhaft ist, nicht entsprechend bezahlt werden? Warum erwarten Leser kostenlose Informationen, die jemand doch bitteschön entschädigungslos zur Verfügung gestellt hat?
Natürlich gibt es unzählige Blogs, deren Inhalte „sauber“ sind – um in der Sprache der Kritiker zu bleiben. Und viele haben tolle, interessante und hilfreiche Beiträge. Aber besser sind sie deshalb noch lange nicht. Jemand, der mit seinen Posts Geld verdient, kann sich doch deutlich mehr Zeit für die Recherche, das Fotografieren und das Schreiben nehmen, als jemand, der es nur als Hobby nebenbei beitreibt.
Das ganze Theater dreht sich ja vor allem um teurere Produkte, die sich eben nicht jeder leisten kann. Und natürlich erwecken diese Produkte viel häufiger das „Haben-Wollen-Gefühl“ als günstige Dinge, die sich im Grunde jeder leisten kann. Nur das, was eben nicht jeder hat, scheint besonders erstrebenswert. Aber sind nicht genau das auch die Produkte, bei denen man sich erst recht keinen Fehlkauf leisten möchte?
Sind das nicht die Dinge, zu denen unzählige Reviews gelesen und Swatches verglichen werden, ehe man einen Kauf überhaupt in Erwägung zieht? Warum dann neidisch sein auf diejenigen, die sie zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen haben? Vielmehr sollte man sich doch darüber freuen, dass es Leute gibt, auf deren Meinung wir vertrauen können, weil sie gut informiert und auf der Höhe der Produkte sind. Wieso können manche Leute nicht einfach dankbar dafür sein, dass ihnen ein teurer Fehlkauf erspart geblieben ist, weil Blogger D objektiv erklären konnte, weshalb Produkt XY sein Geld nicht wert ist.
Das einzige, was mich wirklich über alle Maßen ärgert und bereits dazu geführt hat, dass ich Blogs entabonniert habe, ist die unüberwindbare Flut von reinen Werbeposts, die lediglich die Presse-Newsletter kopieren und zwei Sätze zur eigenen Meinung unten drunter schreiben. Die Fotos sind die immer gleichen Pressebildern, unter denen dann die immer gleichen Pressetexte stehen.
Der Mehrwert, der durch die zwei eigenen Sätze hinzugefügt wird, ist meiner Meinung nach so verschwindend gering, dass ich ihn nicht mal erkennen kann. Eine lange Zeit haben mich diese Beiträge einfach gelangweilt, mittlerweile könnte ich vor dem Pc förmlich ausflippen, wenn pünktlich zur Geisterstunde zig nahezu identische Post zu den neusten LEs der Drogeriemarken erscheinen.
Diese Beiträge müllen mir meine Leseliste zu, weshalb ich sie doch immer anklicke, ohne sie lesen, damit sie aus der Liste verschwinden. Eigentlich eine Aufmerksamkeit, die ich als Leser überhaupt nicht schenken möchte, es aber aus reiner Frust-Faulheit doch tue. Wenn mich ein Blog damit über einen längeren Zeitraum nervt, fliegt er raus. Punkt. Und damit ist es für mich erledigt.
Was mir aber leider genauso sehr missfällt und wogegen ich mich nur schlecht wehren kann, ist dass die Tatsache, dass offensichtlich viele Firmen eine ganze Anzahl an Rezensionsexemplaren an die immer gleichen „großen“ Blogger schicken, die dann alle zur gleichen Zeit das gleiche Produkt vorstellen und meist auch zum gleichen Ergebnis kommen.
Das nervt und mich mittlerweile so sehr, dass ich bestimmten Produkten, die mich eigentlich sehr interessiert hätten, nur deshalb keine Beachtung mehr schenke, weil sie mir durch ihre Überpräsenz zeitgleich auf allen Blogs der Spaß an der Sache verloren gegangen ist. Das beste Beispiel dafür ist „Rockateur“ von Benefit. Nachdem ich ein, zwei Post dazu gelesen hatte, war ich mir sicher, dieses soll mein erstes Wangenprodukt von Benefit werden. Eine wunderschöne Farbe, die einen tollen Glow auf die Wangen zaubert und einen gleich viel frischer erscheinen lässt.
Nachdem nun sämtliche meiner meistgelesenen Blogs „Rockateur“ präsentiert haben, will ich nicht mehr. Nicht nur, dass der Preis exorbitant gestiegen ist, Benefit hat es darüber hinaus geschafft, mir in den letzten Monaten durch zu aggressive Blogger-PR zu verschiedenen Produkten absolut negativ aufgefallen zu sein.
So herzallerliebst das Produktdesign auch ist und so toll viele Artikel auch sein mögen – They`re real ist tatsächlich eine großartige Wimperntusche – ich will nicht durch Marketingstrategien derart belästigt werden, dass mir ein Produkt oder eine Marke aus jeder Zeitschrift zulächelt, mir bei jedem Stadtbesuch der Counter mit den neusten Produkten schon von Weitem zuwinkt oder mir der Blog-Lesespaß verloren geht, weil alle das gleiche zeigen.
Ich sehe also das Problem nicht grundsätzlich darin, dass Rezensionsexemplare verschickt werden, auch nicht darin, dass Beiträge gesponsert werden, sondern ausschließlich darin, dass die Vielfalt verloren geht, dass den Marken und den Produkten die meiste Aufmerksamkeit zuteil wird, die die meisten PR-Samples verschicken.
Der Markt ist unendlich groß. Jeden Tag kommen unzählige neue, tolle und auch weniger gute Produkte auf den Markt. Keiner, wirklich niemand kann ihn überschauen. Da ist es doch traurig, dass so viel Potenzial einfach unter den Tisch fällt, weil sich alle (und das auch noch zur gleichen Zeit) mit den gleichen Inhalten beschäftigen. Da wäre mehr Abwechslung doch schön. Und vielleicht sollte nicht jeder auf jeden scheinbar profitablen Zug aufspringen, sondern die ein oder andere Fahrt mal auslassen und stattdessen eine andere Route nehmen.
Was meint ihr? Sind Meinungen nur dann glaubwürdig, wenn die Produkte selbst gekauft wurden? Was haltet ihr von gesponserten Beiträgen, die manchmal auch absolut nichts mit dem Thema zu tun haben? Darf man mit Blogs (Hobbies) Geld verdienen?
Wann ist ein Blog kein Hobby mehr, sondern ein mehr oder weniger lukrativer (Neben-)Job? Wie steht ihr zu Previews und anderen Werbebeiträgen? Und wenn ihr selbst Blogger seid: Gibt es für euch Grenzen? Thematische? Mengenmäßige? An die ihr euch haltet und die ihr nicht überschreitet? Oder nehmt ihr mit, was geht?
Ich stimme mich deiner Meinung an. Prinzipielle haben gesponserte Posts schon ihren Sinn und Zweck. Man muss halt nur aufpassen, dass man seine Glaubwürdigkeit als Beautyblogger nicht verliert. Und das geht ganz schnell, wenn der Artikel nur Pressetext ist oder Produkte immer nur himmelhoch gelobt werden oder wenn der Beitrag so ganz und gar nicht zum Thema des Blogs passt. Solche Beiträge finde ich echt nervig.
Darüber hinaus finde ich, dass Pressetexte und Produktbeschreibungen ordentlich zitiert werden sollten. Wie soll man dann als Laie noch unterscheiden können, was die Meinung des Bloggers und was PR ist wenn das nicht ordentlich gekennzeichnet wird?
Dem kann ich nichts hinzufügen :)
Hallo meine Liebe,
du hast Recht, dieses ganze Gezetere ist wirklich nervig. Andererseits kann ich auch verstehen, dass die Sponsored Posts einen nicht immer guten Ruf in der Blogosphäre genießen.
Ich selbst bin auch immer sehr darauf bedacht, authentisch und glaubwürdig zu sein. Wenn ich Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt bekomme, sage ich das auch immer dazu.
Schade ist, dass es Menschen gibt, die anscheinend weniger Wert auf Authentizität denn auf den newest and hottest sh*t legen und daher zu diesen „Abgreif-Bloggern“ werden.
Achja, und Pressemeldungen zu kopieren ist für mich auch nicht gleich bloggen ;) Da kann ich schon verstehen, dass du das nicht mehr sehen und lesen willst.
Liebe Grüße
Julia
Authentizität ist für mich absolut wichtig, wenn nicht sogar auf Dauer das Wichtigste. Ohne die fehlt nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch Charme. Liebe Grüße
Solange sich gesponserte Posts in Grenzen halten und man das Gefühl hat, dass der Blogger nicht eine gekaufte Meinung äußert, sonder seine eigene, finde ich auch, dass nichts dabei ist! Häufig sind die Leser, und das muss man ganz einfach sagen, bloß neidisch. Sie würden diese Produkte auch gerne geschenkt bekommen und dann kommt halt die deutsche Mentalität durch..:)
LG, Vanessa
Das sehe ich auch so. Auch wenn ich die Problematik nicht in der Glaubwürdigkeit, sondern eher bei der Auswahl der Inhalte sehe :). Alles Liebe PP
Hallo =)
Ich finde schon, dass du Recht hast, mit dem, was du da schreibst. Allerdings ist vor allem am Anfang vermutlich die Versuchung groß, alles Angebotene anzunehmen und super positiv darüber zu berichten. Und für die Produktfirmen kommen die Blogger eben sehr gelegen. Billigere Werbung können die sich ja kaum wünschen – deswegen ist es so leicht einfach den großen oder auch kleineren Blogs ein paar Sachen zukommen zu lassen. Und das wird ja nicht zeitversetzt versandt, sondern auf einmal – klar, dass wir dann auf vielen Blog häufig das gleiche lesen.
Ich finde schon auch, man sollte relativieren, nicht alles annehmen. Und gesponserte Beiträge auch als solche kennzeichnen. Müssen Zeitungen oder andere Medien ja schließlich auch. Warum also Blogger nicht genauso?
LG
Verlockungen gibt es immer und überall, da sollte man von Anfang drauf achten. Und schließlich ist schlechte Werbung immer noch besser als keine ;-). Kennzeichnen sollte man sowas immer, ohne Ausnahme. Liebe Grüße
Ja, sehe ich genauso wie du =) Fällt manchen vielleicht nur schwerer als anderen, das auch umzusetzen.
Da hast du wohl recht :)