Der Wind heult. Es ist grau, regnerisch und kalt. Den ganzen Tag ist es nicht hell geworden. Fast so als wollte uns das Wetter zwingen, zu Hause zu bleiben, uns auszuruhen, den Tag mit unseren Liebsten zu verbringen. Das, was am Freitagabend, in der Nacht auf Samstag in Paris passiert ist, entzieht sich noch immer meiner Vorstellung. Ich war gerade von einer Veranstaltung nach Hause gekommen, wollte wenigstens die letzten Minuten des Fußballspiels sehen, um endlich mal früh ins zu Bett zu gehen.
Am Ende lag ich fast die ganze Nacht wach, nachdem ich stundenlang ferngesehen hatte, die Nachrichten, Twitter und andere Seiten verfolgt hatte. Doch ich fand keine Ruhe. Immer wieder kreisten meine Gedanken, um die gleiche Frage: WARUM? Es hätte auch mich, meine Familie und Freunde treffen können. Schließlich stand es vor einiger Zeit sehr real im Raum, genau dieses Wochenende in Paris zu verbringen, sich das Spiel der Nationalmannschaft anzusehen, eine kurze Auszeit in der Stadt der Liebe zu genießen. Wir hatten uns dagegen entschieden, aus ganz anderen Gründen.
Ich bin froh hier geblieben zu sein.
Ohne an dieser Stelle auf die Vorfälle, Hintergründe oder vermeintliche Fakten eingehen zu wollen, ohne irgendjemandem sagen zu können, wie er mit der Situation umgehen sollte, und ohne selbst davon in irgendeiner Weise profitieren zu wollen, kann ich trotzdem nicht anders als diesen Sonntagspost Paris, den Menschen, die gestorben sind oder ihre Lieben verloren haben, denen, die noch immer um ihr Leben kämpfen, und denen, die Narben von dieser Nacht tragen werden, körperliche wie geistige, zu widmen.
Ich kann nicht einfach Belanglosigkeiten präsentieren und auch nicht schweigen.
Denn dazu sind die „Sonntage sind…“-Beiträge da. Um über Gedanken, Dinge und Themen zu schreiben, die sonst auf diesem Blog keinen Raum haben. Es geht um Ehrlichkeit, um Offenheit, um Intimes. Und wenn es an diesem Sonntag der Terror ist, wenn es die Welt, die immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint, ist, wenn es die Menschlichkeit ist, die ist vielen, an manchen Orten, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion oder Ethnie fehlt, dann soll das so sein.
Und auch wenn jeden Tag auf der Welt Tausende durch Krieg, Hunger, Krankheiten, Unfälle und Naturkatastrophen ihr Leben, oft viel zu früh, verlieren, dann ist Paris und all das, was dort jetzt und schon vor zehn Monaten geschehen ist, für mich trotzdem eine andere Hausnummer. Und diesen Beitrag heute, in dieser Form zu veröffentlichen, ist für mich weder heuchlerisch, noch aufmerksamkeitsgeil, nicht dass ich ernsthaft glauben würde, dass mir das von einem meiner Leser vorgeworfen werden könnte, sondern einfach ehrlich. Denn ich kann nicht anders. Auch wenn wir Menschen die große Gabe der Verdrängung besitzen, ohne die wir nicht leben könnten, schließlich wissen wir ziemlich schnell, sobald wir auf der Welt sind, dass es nicht für immer ist, so funktioniert sie eben manchmal auch nicht. Für mich gibt es auch heute noch kein anderes Thema. Und deshalb fasse ich mich an dieser Stelle auch so kurz wie möglich, mit der einen Bitte: Genießt das Leben, es ist wertvoll.
auch ich konnte nicht schlafen. war freitag nacht bis 3.00 uhr hell wach und immer noch aufgewühlt. angst, unsicherheit… sind nur zwei gefühle die mir durch den kopf gehen.
liebe sonntagsgrüße!
Perfekt auf den Punkt gebracht Liebes :) Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, mit dem Gedanken weiterzuleben, dass alles was wir hier (oberflächliches) tun, völlig unbedeutend wird angesichts solcher Geschehnisse. Was bringen uns 10 It-Bags, wenn jemand um sich schießt, wenn wir ausgehen… Ich habe kein Problem damit, wenn jemand (wie ich auch) mit seinem Blog einfach weitermacht wie bisher, weil das Leben eben weitergehen muss und weil ich selbst in Blogs auch immer Zerstreuung finde. Aber genauso gut und richtig ist es, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Viele liebe Grüße
Madeleine
Ach liebes….. wieder ein super Bericht!
Wie recht Du hast!!!
Danke für Deinen Bericht!
Ich wüsche Dir eine schöne Woche!
xoxo
Jacqueline