Es ist noch früh am Morgen. Die Sonne kämpft sich langsam aber sicher den Hügel hinauf. Eis glitzert auf den Dächern der anderen Häuser in der Morgensonne. Ob es ein schöner Tag wird?
Der Wetterbericht sagt etwas anderes. Wieder einmal Regen, viel Regen. Kälte, Sturm. Ich bin es leid. Aber vielleicht bleiben uns ein paar Stunden. Macht zumindest den Anschein. Mir ist kalt, während ich meinen ersten Kaffee im Wintergarten trinke. Endlich wieder in den Garten, Blumen pflanzen, Gemüse ernten. Beeren Pflücken hat etwas Meditatives – glaube ich jeden Falls. Ich sehe der Sonne beim Aufgehen zu, wie sie höher steigt und am Himmel wandert. Dabei sind wir es, die wandern.
Ein paar Vögel sind auf ihren Morgenrunde. Jetzt, wo es noch still ist und die Hektik der Stadt weit entfernt scheint. Elstern kreischen, Tauben flattern auf, vom Baum gegenüber. Das Telefon klingelt und reißt mich unsanft aus meinen Gedanken. Wer ruft in aller Herrgottsfrühe bei mir an? Ich gehe nicht dran. Wäre es wichtig, hätte sowieso das Handy geklingelt. Als ist nur wieder irgendwer, der mir auf die Nerven gehen will. Jetzt, so früh am Morgen, will ich mit niemandem sprechen.
Die Sonne taut das Eis auf den Dächern, die plötzlich nicht mehr weiß, sondern braun, rot und grau sind. Das Weiß gefiel mir besser. Ich fühle mich einsam und allein – auf eine angenehme Art. Die feinen Eiskristalle leisteten mir Gesellschaft, jetzt verschwinden sie, einer nach dem anderen. Die Kehrmaschine kommt. Zieht einsam ihre Kreise, fährt auf und nieder, kommt zurück. Ich frage mich, wer kann dabei schlafen? Die Kirchenglocke schlägt ihren ersten Schlag des Tages. Wenigstens ist sie nachts still. Selbst die Kater schlafen, zumindest wieder. Nachdem sie mich unsanft viel zu früh geweckt haben, machen sie jetzt noch mal ein Auge zu oder beide. Sollte ich auch tun, aber der Gedanke an die to do Liste, die lang und länger wird und deren Ende ich längst nicht mehr sehen kann, hält mich davon ab. Drüben geht das Licht an.
Ich sollte anfangen. Je eher ich loslege, desto schneller habe ich zumindest das Minimalziel des Tages geschafft. Mehr wird es sowieso nicht. Frustriert räume ich die Küche auf, die ihren Namen nicht mal verdient. Winzige drei Quadratmeter, vollgestellt mit dreckigem Geschirr, leeren Flaschen und Katzenfutter. Während ich die Spülmaschine erst aus, dann wieder einräume und sie am besten direkt wieder anstellte, was ich natürlich nicht tue, würde a) die Nachbarn stören und b) könnte ich mich dann morgen nicht schon vor dem ersten Kaffee darüber ärgern.
Ich gehe ins Bad und stelle fest, dass auch hier dringend geputzt werden müsste. Seitdem die Waschmaschine nicht mehr als Ablagefläche dient, regiert auch hier das Chaos. Irgendwas stimmt mit der Maschine nicht. Dabei ist nie nicht mal alt und eigentlich ein Markengerät. Doch das scheint auch nichts mehr zu bedeuten. Ich müsste dringend den Schrank ausmisten. Das könnte helfen. Vielleicht später oder morgen oder nächste Woche. Wirklich.
Mist! Wieder einmal gewaschene Wäsche in der Trommel vergessen. Scheint mittlerweile zum Programm zu gehören. Dabei hatte ich sie doch schon ein zweites Mal angestellt. Egal, ich hänge die Decke trotzdem auf. Der Kater hatte sein Gras darauf platziert Immerhin hatte er dieses Mal den Teppich verschont – zumindest fast.
Post sortieren, Rechnungen abheften, den Anrufbeantworter abhören. Wann habe ich das eigentlich das letzte Mal gemacht? Warum habe ich überhaupt einen? Und wer spricht da noch drauf? Naja, das letzte Mal muss auf jeden Fall lange her sein.
Die erste Nachricht höre ich mir noch an, bei der zweiten reicht schon allein Stimme, damit ich weiter drücke. Vier Nachrichten spiele ich noch ab, zumindest an, das meiste ist belanglos, um das andere kann ich mich jetzt, so früh, sowieso noch nicht kümmern. Ich brauche den nächsten Kaffee, um mich meinem Mailpostfach zu widmen, am besten gleich einen großen. Das hier wird dauern.
Ich bin wohl kein Morgenmensch.
Toller Text und bei mir ist es tatsächlich genau anders herum! Je früher es am Morgen ist, desto mehr habe ich den Elan etwas zu tun und kriege morgens meist mehr erledigt als später am Tag. Chaos geht bei mir gar nicht. Ich brauche Ordnung – immer, überall!! Aber auch ich finde es herrlich am Morgen der Natur beim „wach werden“ zuzuschauen :)
LG
Danke dir!! Bei mir ist es ganz unterschiedlich, wenn ich morgens einigermaßen ausgeschlafen bin, dann bin ich auch direkt dabei und voller Tatendrang. Aber wenn ich todmüde bin, dann… ;)
Ich hasse das Chaos auch, im Moment komme ich einfach nicht hinterher. Mal abgesehen davon, dass ich auch zu viel Zeug für zu wenig Platz habe und die Katzen ihr Winterfell abwerfen :)
Liebe Grüße an dich
Endlich wieder so ein schöner Text von dir in dem ich mich 100%ig wiedererkenne :D
Ich mache mir momentan selbst Angst, weil ich nach 6 Stunden Schlaf aus dem Bett springe und voller Tatendrang bin, normalerweise hasse ich morgens erstmal alles (sogar Steine!) und vor dem mindestens 2. Kaffee braucht man mich gar nicht erst ansprechen :D
Danke dir, meine Liebe <3
Wenn du das Mittel gefunden hast, wie man das schafft, sag mir bitte Bescheid. Und ja, auch Steine :)). Wer mich im Moment vorm 2. Kaffee anspricht, spielt mit seinem Leben :D
Liebste Grüße an dich
du schreibst mir aus der seele :)
liebste grüße zum wochenende!
Wünsche dir ein tolles Wochenende :)
Was für ein wunderbarer Text!
Hab einen schönen Sonntag :-)
LG, Alex.
Hast wieder ein super Post geschrieben!
Machte Spass ihn zu lesen!
Wünsche Dir eine schöne Woche!
xoxo Jacqueline
http://www.hokis1981.blogspot.com