Der Urwald, der einmal ein Garten war.
Ich war den ganzen Mai über nicht im Garten. Es ging einfach nicht und wenn, dann war das Wetter schlecht. Den Mai über nichts im Garten zu machen, ist jedoch keine gute Idee. So viel weiß ich jetzt. Alles wächst und gedeiht, vor allem das Unkraut. Der Garten ist in wenigen Wochen völlig verwildert. Dort, wo eigentlich unser Erdbeerfeld war, blüht nun der Hahnenfuß und unsere Johannisbeere, die zweite hat den Winter, der gar keiner war, nicht überstanden, lässt sich den Fuß vom Giersch beschatten.
In unserem Gemüsebeet züchten wir jetzt Scharfgarbe, Gänseblümchen, Springkraut und Vergissmeinnicht, als könnte man die blauen Blümchen jemals vergessen, dafür sorgen die schon. Und unser Tomatenhaus beherbergt nun den Grünschnitt, weil der Kompost voll ist, und wird von meterhohen Brennnesseln eingerahmt, die dieses idyllischen Bild für die Ewigkeit oder den nächsten Winter konservieren. Ich kriege nämlich schon Ausschlag, wenn ich die Dinger nur ansehe. Das Zeug bleibt also. Aber soll ja gut für den Boden sein.
Nicht mal den Rasen haben wir gemäht. Und jetzt, nachdem wir es endlich erledigt haben, müssen wir feststellen, Rasen gibt’s eigentlich nicht mehr. Es ist ein buntes Sammelsurium an Unkraut, Moos und verdorrten Grashalmen, denen die Wühlmäuse die Wasserversorgung abgedreht haben. Während unserer Abwesenheit haben die es sich nämlich bei uns richtig gut gehen lassen und das über den Winter bereits angelegte Tunnelsystem weiter ausgebaut. Sie haben nun einen direkten Zugang zu unseren anderen Erdbeeren, mit zwei Tunneln. Einen für jede Richtung.
Und so stehe ich an diesem herrlichen Sommer-Sonntag vor den kläglichen Überresten, die einmal mein Garten waren, und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Wie macht die Natur das nur? Jahrelange Arbeit in wenigen Wochen für die Katz. Oder eben für die Wühlmaus, welch Ironie. Es wird Wochen dauern, um den Garten in einen einigermaßen ansehnlichen Zustand zurückzuversetzen. Massenhaft Zeit, die ich nicht habe. „Selbst ein kleiner Garten ist eine lebenslange Aufgabe!“. Ich weiß nicht mehr, von wem dieser Spruch ist, aber er ist wahr. So viel ist sicher.
Und eigentlich ist es ja ein Nutzgarten, der beackert und geerntet werden soll. Doch wo sollen da noch Früchte und Gemüse wachsen, das die Mäuse nicht holen, bevor es reif ist. Und wenn die es nicht schaffen, dann sind die Amseln zur Stelle, wie immer. Oder die Ameisen, von denen es nun gleich mehrere Völker bei uns gibt, selbst in Blumentöpfen, von der Terrasse will ich gar nicht erst anfangen. Die Natur ist grausam, vor allem zu uns Gärtnern. Und wenn ich nun all die wunderbaren Erdbeeren, Salatpflanzen und Tomaten bei Instagram sehe, könnte ich heulen. Denn wie um Himmels Willen sollen wir das noch hinkriegen? Wie sollen wir diesen ostwestfälischen Urwald in ein Gemüsebeet verwandeln, ohne erst mit dem Bagger und der Mulde zu kommen? Ich weiß es nicht und bin frustriert. Denn obwohl wir nun mehrere Stunden geschuftet haben, sieht man davon rein gar nichts. Außer eben dem nicht mehr vorhanden Gras, das jetzt kurz und nicht mehr grün ist. Das sieht man schon.
Und bevor ich nun weiter jammere, gehe ich noch eine Runde Unkraut jäten. Denn das Zeug verschwindet nicht. Egal, wie lange man wartet und sich die Augen zuhält. Wenn man sie öffnet, ist es immer noch da.
Liebe Pinkpetzie,
ich freue mich immer total auf den Sonntag, denn ich liebe deine „Sonntage sind“-Beiträge. Du inspirierst mich irgendwie und ich habe immer gleich Lust, genau das zu tun, was du in deinen Posts beschreibst. Ich habe zwar keinen Garten, aber ich habe eben erstmal alle meine Pflanzen gegossen.
Mach weiter so!
Du beschreibst euren Garten trotzdem sehr schön :-). Meine Eltern haben in den Jahren, in denen sie nicht so viel Zeit für den Garten hatten, einfach Kartoffeln gelegt, weil die viel Platz brauchen und dann so vor sich hinwachsen. Zucchinipflanzen genauso. Die ranken sich auch so schön, dass das Unkraut dann nicht weiter auffällt ;-)
das liebe unkraut. ich kämpfe gerade mit dem rasen, der einfach grau geworden ist und unser sandiger boden ist nicht gerade pflegeleicht :(
ich wünsche dir einen tollen wochenstart!