Es gibt Tage, die kann man einfach nur aus dem Gedächtnis streichen. Es gibt Tage, an denen geht wirklich alles schief. Es gibt Tage, an denen man am Besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Und gestern war genauso ein Tag. Erst die totale Sauerei in der Küche, dann ein Badezimmerschrank, der den Belastungen nicht mehr standhielt und darauf hin zwei spontane, letztlich erfolglose Besuche beim schwedischen Möbelhaus, an einem Samstag. Und als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen kam noch Wäsche, die den Trockner nicht überstanden hat, und zu guter Letzt auch noch ein Haufen Scherben mitten in der Nacht hinzu. Licht aus. Decke über den Kopf. Auf morgen warten.

Zwischen Wut, Verzweiflung und Wahnsinn war gestern alles dabei. Und eigentlich hätte ich es direkt wissen müssen. Denn bevor ich überhaupt richtig wach war, hatte ich die Küche mit Kaffee geflutet. Wir besitzen nämlich eine recht alte Nespresso Kaffeemaschine, die nicht von selbst aufhört, wenn die Tasse voll ist, sondern so lange läuft, bis man entweder wieder auf den Knopf drückt oder bis der Wassertank leer ist. Und da unsere Küche miniklein ist, war die Sauerei umso größer. Das Wochenende wollten wir zum Aufräumen, Ausmisten und Umräumen nutzen. Frühjahrsputz im Herbst quasi. Dass es am Ende nur noch Schadensbegrenzung werden sollte, und wir besser gar nicht erst angefangen hätten, jetzt sieht es nämlich schlimmer aus als vorher, das hätten wir selbst in unseren schlimmsten Alpträumen nicht für möglich gehalten. Die ganze Arbeit war also umsonst. Großartig.

Also ich dann endlich beim Ausmisten im Bad war, passierte das, was schon längst hätte passieren können, aber genau auf diesen einen Tag gewartet hat. Wenn schon, denn schon. Der Spiegelschrank, der zugegeben, noch vom Vorvormieter stammt, der ihn wohl schon leicht lädiert, am Straßenrand gefunden hat, hat den alltäglichen Belastungen mit durchaus üppiger Beladung nicht mehr Stand gehalten und ist einfach an der Rückwand ausgerissen. Zum Glück ohne von der Wand herunter, aufs Waschbecken und mit einem lauten Knall in allen Einzelteilen und einem Meer aus Scherben auf dem Boden zu landen und dabei noch das Waschbecken zu zertrümmern. Hätte den Kohl aber auch nicht mehr fett gemacht. Scherben sollten wir ja eh noch kriegen.

Was tun? Das Bad ist uns leider schon, seitdem wir vor fünf Jahren hier eingezogen sind, ein Dorn im Auge. Es ist fast 30 Jahre alt und das sieht man auch. Damals war es hochmodern, es ist komplett weiß, heute ist es das natürlich nicht mehr. Und der Vermieter sieht wenig Handlungsbedarf, obwohl es mehrere Stellen gibt, an die tatsächlich dringend Hand angelegt werden müsste, nicht nur aus optischen Gründen. Aber was macht man in einem solchen Fall? Einfach einen neuen Spiegelschrank kaufen und alles andere lassen wie es ist? Aber damit immer unzufrieden sein? Anfangen selbst Dinge zu renovieren, wie zum Beispiel ein neues Waschbecken? Und was mit den teils kaputten und sehr hässlichen Fliesen auf dem Boden machen? Wir wissen es nicht.

Beim ersten Ikeabesuch war es einfach nur voll, kein Schrank und auch kein Spiegel hatte die für unser Bad passenden Maße und eigentlich wollen wir ja sowieso ein Neues. Also mit ein paar Duftkerzen nach Hause, zurück ins Chaos, nur um festzustellen, so kann es nicht bleiben. Noch zwei Stunden ist geöffnet, irgendwas werden wir schon finden. Diskussionen, Gedanken, Pros und Contras abgewogen und wieder hingefahren. Eine Stunde Zeit für etwas, das kurz- und langfristig funktioniert. Und als wir das endlich hatten, blieben immer noch zehn Minuten und schlussendlich die Erkenntnis, dass genau das, was wir uns ausgesucht hatten, nicht vorrätig war. Der ganze Nachmittag, der ganze Abend umsonst. Aber immerhin haben wir jetzt Duftkerzennachschub.

Das Chaos bleibt. Denn der einzige Schrank, den wir im Bad zur Verfügung haben, um Dinge zu verstauen, ist und bleibt kaputt. Eine Spiegelfliese, die wir eh noch rumstehen hatten, mit reichlich doppelseitigem Klebeband an die Wand zu bringen, ist aber auch keine Lösung. Es hält nämlich nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass nun die Wäschewanne voll ist mit dem Kram, der eigentlich im Schrank war. Das ist nicht wirklich praktisch. Auch wenn die Waschmaschine eh schon seit ein paar Tagen kaputt ist, beziehungsweise immer den Sicherungsschalter raushaut und damit den Strom im Bad lahmlegt.

Also das Bad am besten verschließen und die Wäsche woanders waschen. Einen Spiegel haben wir im Schlafzimmer und Zähne putzen können wir in der Küche.