Sonntage sind die Tage nach einer langen, wilden Partynacht, wie früher. Früher, als wir noch jung waren, zur Schule gingen, den Führerschein gerade in der Tasche hatten und die Nacht zum Tag machten. Jede Woche das gleich Szenario: fertig machen, vortrinken und losziehen. In den immer gleichen Club, mit den gleichen Mädels, die gleichen Jungs treffen. Feiern, flirten, frei sein. Aufregend, beschämend und doch irgendwie cool. Die große Liebe war nie dabei, musste sie auch nicht. Was zählte, war der Moment. Die eine Nacht, die besonders war, weil sie uns das Gefühl gab, besonders zu sein.
Die Welt lag uns zu Füßen. Die Tore standen weit offen, wir mussten nur hindurchgehen. Alles schien möglich und war doch nicht wichtig, weil wir uns hatten. Ein enger Kreis, der eigentlich nie jemanden hinein ließ, ohne Anfang und ohne Ende. Die ganze Nacht den Rhythmus spüren, den Bass, der die Wände und den Boden beben ließ, und der im gleichen Takt unserer Herzen schlug. Tanzen, soweit die Füße trugen. Lachen, immer ein bisschen zu laut, zu schrill, zu aufgesetzt. Trinken, was uns eigentlich nicht schmeckte und doch so viel Spaß machte. Zumindest bis zum Morgen danach.
Die Nächte gehörten uns, solange sie dauerten. Die Jungs zogen uns zwar in den Club, wirklich interessierten sie uns aber nie. Wir waren das, was zählte, alles andere war bedeutungslos. Gespräche über Gott und die Welt, über das, was war und das, was sein würde. Gestimmt hat es nie, aber auch das war nicht wichtig. Hin und wieder stürzte sich eine ins Abenteuer, verschwand für einige Stunden und tauchte urplötzlich irgendwo wieder auf. Gefragt haben wir nie. Es interessierte uns nicht. Wir kamen zusammen und wir gingen zusammen. Immer und ohne Ausnahme.
Wir waren immer die letzten. Blieben solange der Club geöffnet war, auch wenn das Personal schon mit Aufräumen beschäftigt war. Wir tanzten, bis der letzte Takt verklungen war, obwohl uns die Musik schon längst nicht mehr gefiel. Doch aufhören, bevor die Nacht zu Ende war, das gab es nicht. Angst, etwas zu verpassen, den einen Song, auf den wir doch den ganzen Abend gewartet hatten, den einen Typ, der vielleicht doch die große Liebe sein konnte, das eine Gespräch, das für die Ewigkeit gedacht war. Nichts von all dem ist je passiert. Aber es hätte sein können und dann wären wir nicht da gewesen.
Und so verließen wir Woche für Woche als letzte den Club. Hörten die Vögel zwitschern und sahen die Sonne am Horizont aufgehen, die den Moment beendete, die Nacht verdrängte und für immer blieb. Denn all das, was damals war, was Nacht für Nacht passierte, ist bedeutungslos. Die Nächte sind Tagen gewichen. Und sie sind selten geworden. Aber wir sind geblieben. Und das ist wichtig.
Man sollte alles tun, damit die Welt uns immer noch zu Fußen liegt. Nicht aufgeben. Nicht in Vergangenheitsform reden. Die Welt liegt uns zu Füßen. Was zählt, ist der Moment.
Da hast du natürlich auch Recht. Der Moment zählt immer!
Liebe Melanie,
Melancholie steigt auf ;) ……. und wenn ich das so lese, ja genau so war und ist es. Schön hast du das geschrieben und mich kurz in meine Vergangenheit geschickt. Danke
Ganz liebe Grüße
martina von m-iwear
Melancholie nicht, eher eine schöne Erinnerung ;)
Ganz liebe Grüße zurück
in welchem club wart ihr?
liebe gruesse!
Zu der Zeit immer im Ringlokschuppen ;)