Fast alle Texte auf Pinkpetzie sind ganz spontane Einfälle und Ideen, die ich vorher nicht plane. Die Worte, Zeilen und Texte finden ihren Weg, ohne dass ich darüber nachdenken würde. Sie erscheinen einfach auf dem Bildschirm, zunächst nur für mich, später auch für euch. Sie folgen keinem bestimmten Aufbau, halten sich nicht an Regeln des Textens oder erklimmen einen Spannungsbogen, den sie anschließend wieder hinabsteigen. Sie sind, was sie sind, echt, ungezügelt, frei. Sie lassen sich nicht in Schubladen stecken und brauchen keine Überarbeitungen. Die würden sie verfälschen, ihnen den Raum und letztlich die Luft zum Atmen nehmen.
Manchmal entstehen an einem Tag gleich mehrere von ihnen. Sie sind plötzlich da, ohne dass ich sie gesucht hätte. Oft ist es nur ein Text, der eine, der genauso aussieht und nicht anders. Hin und wieder funktioniert das Schreiben aber auch nicht. Immer dann, wenn es auf Knopfdruck funktionieren soll. Das tut es nicht. Nie. Nicht ein einziges Mal. Mich einfach so vor ein leeres Blatt Papier oder den Bildschirm setzen? Es wäre sinnlos, wenn der Moment nicht da ist. Der Moment, in dem ein Text unbedingt geschrieben werden will. Wenn er nach außen bricht und er sich nicht mehr zurückhalten lässt.
Früher habe ich immer gedacht, Schreiber, Texter und Autoren hätten sie nicht alle, wenn sie davon erzählten, wie ein Text entstanden ist. Wenn sie den Fragenden mit glasigen Augen ins Gesicht sahen, lächelten und sagten, „nicht ich habe die Geschichte gefunden, sie hat mich gefunden!“. Ich habe den Kopf geschüttelt und gedacht, „wer denkt sich solchen Mist aus?!“. Und doch ist es so. Heute weiß ich das. Sie waren nie verrückt oder versoffen, sie waren nur ehrlich. Und ich habe es nicht verstanden.
Immer dachte ich, das Schreiben wäre eine Leidenschaft, die sich schon im Kindesalter entwickelt, ein unbändiges Verlangen, das gestillt werden will. Doch das ist es nicht. Es ist eine Laune, ein Gefühl, ein Trieb, der sich nicht zügeln lässt. Der auftaucht, wann es ihm beliebt, oft nachts, und der sich ebenso schnell wieder vom Acker macht wie er gekommen ist. Manchmal bleibt er oft tagelang fern. Manchmal vergehen Wochen, ehe er sich wieder zeigt. Und manchmal kommt er nie wieder.
Oft ist er so stark, das alle anderen Bedürfnisse zur Nebensache werden. Essen, Trinken, Schlafen, unwichtig. Wenn ein Text da ist, bahnt er sich seinen Weg, koste es, was es wolle. Er pfeift auf Nachtruhe, Familienfeste, Viren und Bakterien. Er ist selbst das schlimmste Virus, gegen das kein Kraut gewachsen ist. Es infiziert, vermehrt sich und bricht aus. Treibt sein Unwesen, solange es will, und verschwindet wieder, als wäre es nie dagewesen.
Nie.
Ich sehe den Text noch um die Ecke biegen, rufe ihm nach und kann ihn doch nicht zurückholen. Eigentlich wollte ich heute über den Herbst schreiben, der sich immer wieder von seiner schönsten Seite zeigt. Und uns dann wieder sein hässlichstes Gesicht aus grauen, tiefhängenden Wolken, Wind, Nieselregen und Kälte zeigt. Doch Sonnenschein, buntes Laub, das so herrlich raschelt, wenn man hindurchläuft, aber auch Nebel im Morgengrauen können wunderschön sein. Und obwohl ich ein Sommerkind bin, weiß ich, auch der Herbst hat seinen schönen Seiten.
Doch der Text wollte heute offenbar etwas anderes.
Oder ist das der Herbst?
Wie Recht du hast! Der Schreibprozess ist ständig anders. Ich finde es schön, dass du statt über den Herbst am Ende übers Schreiben selbst geschrieben hast.
Alles Gute an dein Schienbein! Das stelle ich mir mindestens genauso schmerzhaft wie mein kaputtes Objektiv vor.
Ach, das hast Du auch wieder so schön wiedergegeben. Mir geht es auch oft so! Ich erwarte von meinen Blogtexten auch nie irgendeinen Aufbau, sowas beherrsche ich nicht mal richtig, damit hatte ich in der Schule schon so meine Probleme :)
Wenn ich je mal kritische Postings hatte, die ja bei mir gerne ellenlang werden oder einfach auch Dinge, wo mehr geschrieben als gezeigt wird oder reviewt, mache ich mir NIE im Detail Gedanken darüber. Zuerst ist das Thema im Kopf, es kam einfach so oder wurde ausgelöst durch eine spezielle Situation. Da bleibt es erst mal, bis es immer wieder hervor kommt und ganz langsam so für mich selbst der Eindruck entsteht „darüber könntest Du mal schreiben“, aber auch dann ist es noch nicht sehr konkret. Dann können Tage, manchmal auch nur Stunden vergehen und zack, ich setze mich an den PC (sofern das dann direkt machbar ist) und dann wird drauflos getippt. Ich mache aber immer das Gleiche dann: Ich stelle mir vor, dass ich zu einer Gruppe Freunden REDE. Sie sitzen alle da, warten, auf das was kommt und ich bemühe mich gleich, ihnen das schon so näher zu bringen, dass sie sofort wissen, was ich meine, was mir wichtig ist usw. Insofern schaffe ich mir schon eine gewisse Struktur in jedem Satz. Dennoch wird der Text, wenn er fertig ist, überarbeitet, aber nicht detailliert. Ich achte dann mehr auf Rechtschreibfehler, auf sinnvolle Absätze und versuche, Wortwiederholungen möglichst zu vermeiden in kurzen Abständen. Dann wird das Ganze noch einmal gelesen und abgeschickt. Und dann warte ich, wie darauf reagiert wird.
Über den Herbst kannst Du nächsten Sonntag noch schreiben – sofern es der „Schreibtrieb“ zulässt :) Schade, dass Du diese Jahreszeit nicht so wirklich magst, ich liebe sie über alles. Aber mir hat auch dieses Jahr der Spätsommer unglaublich gut gefallen, da empfand ich die Wärme so angenehm, die mich normalerweise eher nervt. LG
ich lese so gerne deine text und manchmal fehlen mir einfach die worte, ich möchte es dieses mal nur wirken lassen :)
liebe grüße!