… zum Auszubrechen.
So langsam habe ich mich daran gewöhnt, jeden Sonntag einen Beitrag zu veröffentlichen, der euch was aus meinem Offlineleben zeigt. Eigentlich sind es zumindest momentan meine liebsten Posts. Denn nur sonntags schreibe ich das, was ich will. Das soll nicht heißen, dass ich nicht hinter all den anderen Beiträgen stehe, dass sie mir keinen Spaß machen würden, dass sie nicht ebenso ich sind. Trotzdem ist das Bloggen sonntags anders. Sonntags gibt es keinen Plan und kein Thema. Sonntags schreibe ich einfach, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was ich eigentlich sagen möchte. Sonntagsposts schreibe ich so, wie ich es eigentlich am liebsten mache:
Ohne Struktur, ohne Argumente, ohne klaren Aufbau.
Und genau deshalb werde ich euch heute nicht erzählen, dass heute vor 25 Jahren die Mauer gefallen ist. Ich werde nicht auf die deutsche Nachkriegsgeschichte und die Teilung des Landes in Ost und West eingehen. Nicht, weil es mich nicht interessieren würde, welche Erinnerungen und Erfahrungen ihr gemacht habt, sondern einfach schlicht und ergreifend deshalb, weil es gelogen wäre.
Obwohl ich eigentlich alt genug bin, hat es für mich immer nur ein Deutschland gegeben. Ich besitze keine Erinnerungen an den Mauerfall und auch keine aus der Zeit der Wiedervereinigung. Tief im Westen, ohne nähere Verwandtschaft oder andere Beziehungen in den Osten, ist für mich der Mauerfall ebenso ein historisches Ereignis wie die französische Revolution oder die beiden ersten Weltkriege.
Ich weiß, dass Deutschland 40 Jahre lang in zwei Teile geteilt war. Ich weiß, dass das Leben in Ost und West nicht das Gleiche war und ich weiß auch, dass der Fall der Mauer für viele endlich die lang ersehnte Freiheit und Familienzusammenführungen bedeutete. Aber wenn ich jetzt, heute, am 9. November 2014, behaupte, dass der Mauerfall für mich persönlich eine (tragende und prägende Rolle) gespielt hat und immer noch spielt, wenn ich euch sage, dass danach nichts mehr war wie vorher, dann wäre das einfach nicht wahr. Denn Deutschland ist Deutschland für mich, eben so wie es heute aussieht.
Also rede ich nicht über den Mauerfall, rede nicht über die medialen Erinnerungen, die heute und auch in den letzten Tagen schon auf allen Kanälen laufen, sondern darüber, dass ich auf meinem Blog endlich schreiben kann, was ich will. Ich muss mich nicht an (historische) Ereignisse und Termine halten. Ich muss nichts erwähnen, was ich nicht will und ich muss mich auch nicht danach richten, was die Leser, also ihr, lesen wollen. Und genau das ist der riesengroße Vorteil von Blogs und anderen neuen Medien, so lange sie unabhängig bleiben. Denn die Presse ist es nicht. Wenn mir irgendwer noch damit kommt, „Medien“ sind unabhänig, zumindest in Deutschland, und die Presse als vierte Gewalt bezeichnet, dann kann ich darüber nur noch müde lächeln. Die Presse, die Medien an sich sind nicht frei, sie sind nicht unabhängig und neutral sind sie auch nicht.
Wer das ernsthaft glaubt, dem wünsche ich viel Freude beim Treffen mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen.
Im Kapitalismus oder in der freien Marktwirtschaft geht es ums Geld, vielleicht noch um Macht und Einfluss, aber auch die gibt es nicht ohne Geld. Ohne Moos nix los. So einfach ist das. Und je mehr wir Blogger uns fürs Schreiben bezahlen lassen, desto mehr geben wir von unserer Freiheit auf, desto mehr verlieren wir unsere Unabhängigkeit und letztlich unsere Glaubwürdigkeit. Doch ohne Geld können auch wir nicht. Stecken wir dann nicht auch schon mittendrin? Sind wir noch unabhängig? Oder ist der ganze Zirkus ein ebenso großes Luftschloss wie die „Freiheit durch den Mauerfall“?
So ganz ohne Mauer geht es heute wohl doch nicht.
Ich wünsche euch einen tollen Sonntag und schreibt mir gerne in die Kommentare, welche Erinnerungen ihr zum Mauerfall habt. Was sich für euch seitdem verändert hat. Und ob es eurer Meinung nach immer noch Unterschiede zwischen Ost und West gibt.
Toll geschrieben, Du hast echt Talent! Ich hab mich in vielem wiedererkannt und in genausovielem stimme ich Dir vorbehaltslos zu.
Der Mauerfall ist mir ebenfalls nicht wirklich in Erinnerung, das einzige, woran ich mich glaube zu erinnern (sicher bin ich nämlich nicht), ist, dass ich in den Nachrichten Bilder dazu gesehen habe. Schliesslich war ich da erst neun Jahre alt und in der Schweiz waren wir nochmals weiter weg.
Herzlichen Dank für das süße Kompliment, darüber freue ich mich wirklich sehr :)
Ich kann Deine Einstellung vollkommen nachvollziehen. Ich selbst bin im Westen geboren, habe keinerlei Verwandte usw. im Osten und war auch noch nie dort. Nicht, dass es mich nicht interessieren würde, ich lerne immer gerne neue Gegenden und Landschaften kennen, aber, es hat sich einfach noch nicht so ergeben: Ich war auch noch nie in Berlin, aber: Ich interessiere mich natürlich für die deutsche Geschichte und gerade in letzter Zeit habe ich mir z.B. einige Dokus über den 2. Weltkrieg angesehen, da das Thema in der Schule damals viel zu kurz kam und ich auch in dem Alter nicht wirklich etwas damit anfangen konnte.
Den Mauerfall habe ich natürlich als erwachsene Frau mit Blick einer Person aus dem Westen mitbekommen. Ich muss sagen, ich habe mich damals für die Leute aus dem Osten gefreut. Mein Freund hat auch Verwandte im Osten, die wir eine Weile nach dem Mauerfall kennen gelernt haben. Nette Leute, aber mit einem sehr verzerrten Blick auf den Westen (aus deren Lage aber sehr verständlich) und es ist auch ein Unterschied, wenn man dann mal Leute kennen lernt, die von „drüben“ sind oder es nur aus den Medien hört, was da so los war.
Aber, ich bin kein Mensch, der dieses Interesse vor allem dann an irgendwelchen Gedanktagen weiter vertieft, sondern ich mache das, wenn ich das will, von mir aus im Hochsommer an einem Abend oder im Winter an einem Morgen…ich muss nicht, wenn alle gedenken, ehren usw. automatisch aus Zwang mitmachen, weil man das eben so macht. Und es scheint, dass Du genauso denkst und das gefällt mir :) Jeder wie er mag und ich finde Deine Sonntags-Rubrik übrigens richtig toll.
Hab einen guten Start in die neue Woche, liebe Grüße an Dich <3
Ich kenne auch Leute, die von „drüben“ sind. Da viele aber natürlich sehr jung waren, ist der Blick natürlich noch ein anderer. Ich habe sogar meine Bacherlorarbeit damals in diesen Themenzusammenhang geschrieben, weil ich es unfassbar spannend finde. Auch wenn ich keinen persönlichen Bezug dazu habe, wobei ein Teil der Verwandtschaft meines Mannes stammt aus dem Osten :). Wenn ich durch meinen Beitrag den Eindruck erweckt habe, dass mich das Thema nicht interessiert, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. So hatte ich es nicht gemeint. Ich wollte lediglich sagen, dass ich persönlich keine Erinnerungen an den Fall der Mauer habe und deshalb auch zum Jubiläum nicht darauf herumreiten wollten, weil es mir verlogen vorgekommen wäre. Tut mir leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe oder einen falschen Eindruck erweckt habe.
Liebe Grüße an dich
Vielen lieben Dank für deine beiden Kommentare, hat mich sehr gefreut! :)
Toller Text und schönen Blog hast du :)
Liebste Grüße, http://www.redlipsandblueberries.blogspot.de
Danke dir!!! Das ist wirklich lieb. Ich freu mich :)))
Toller Blog! Ich mag deinen Schreibstil echt verdammt gerne :)
Liebste Grüße
Charly (Gold to me)
Lieben Dank :))) Über das süße Kompliment freue ich mich sehr!
Liebe Grüße an dich