Sie steht am Bahnsteig und wartet. Auf den nächsten Zug, der sie fort bringt. Weit weg von allem, egal wohin, nur weg. Einfach einsteigen, die Landschaften vorüber ziehen lassen, bis der Himmel wieder klar ist. Der Zeiger der großen Bahnhofsuhr springt mit einem metallischen „Klock“ weiter. Die Abfahrtszeit rückt näher, ihr Puls geht schneller, die Vorfreude steigt, doch auch die Zweifel. Der Wind schleicht sich um die Ecke, sie schlägt den Mantelkragen hoch, verschränkt die Arme. Sie fröstelt. „Klock“. Ein weiterer Schritt, Richtung Zukunft. Sie ist ungewiss. Doch alles ist besser als bleiben. Nur weg von hier, weit weg. Alles hinter sich lassen. Von vorne anfangen.
Ein jüngerer Typ nähert sich, schreit irgendwas vor sich hin, gestikuliert wild mit den Armen, scheint in seiner eigenen Welt. Er bemerkt sie nicht. Er telefoniert. Streitet sich mit irgendwem. Vermutlich mit dem Chef, weil ihn sein Zug nicht pünktlich zur Arbeit bringt. Vielleicht auch mit seiner Frau, die sich ärgert, dass er wieder einmal Socken hat liegen lassen. Wahrscheinlich trifft nichts von dem zu, was nicht schlimm ist, weil es sie sowieso nicht interessiert.
„Klock“! Der Zeiger springt weiter. Bald ist es soweit. Das Ticket besitzt sie schon seit Monaten. Die Eintrittskarte in die Freiheit, die so verlockend klingt. Der Wind wird stärker, ihre Augen tränen, sie wendet sich ab, um nicht noch den letzten Rest Schminke zu verwischen, die sie lieblos am Morgen aufgetragen hat, ehe sie das Nötigste zusammen gepackt hat. Keine große Tasche, die sie unterwegs nur nerven würde. Keine Habseligkeiten, die ihr doch nichts bedeuten. Nur leichtes Gepäck, nichts, das unnötig aufhält.
Eine Mutter mit Kind und Kinderwagen erreicht den Bahnsteig. Sie wirkt müde, abgekämpft. Was sie hier macht? Erwartet sie jemanden oder wird sie erwartet? Auf welchen Zug sie wartet? „Klock!“. Jetzt ist es soweit. Gleich muss er kommen – der Zug nach nirgendwo. Ganz klein am Horizont erscheint er, wird größer und lauter, ehe er mit einem lauten Quietschen vor ihr zum Stehen kommt. Es zischt, die Türen öffnen sich. Ein Rentnerehepaar steigt aus, sie klammert sich an seinen Arm, er und sein Stock schreiten mutig voran. Ein Soldat springt die Stufen hinunter, auf der Schulter den typischen Rucksack, den sie alle bei sich tragen. Im Ohr ein Knopf, der ihn taub macht. Mit schnellen Schritten verlässt auch er den Bahnsteig.
Der Schreihals mit dem Telefon ist eingestiegen, die Frau mit Kind nimmt den Vater in den Arm, drückt ihm einen flüchtigen Begrüßungskuss auf die Wange, der Kleine lässt sich von seinem Vater durch die Luft wirbeln und auf dem Arm nehmen. Auch sie drehen sich um und gehen.
Die Türen schließen sich. Der Zug fährt ab. Sie bleibt allein zurück. „Klock!“ Noch einmal tief durchatmen, umdrehen und losgehen. Das Ticket zerreißt sie und wirft es im Vorübergehen in den Mülleimer.
Parka: h&m//Pulli: DIY//Shorts: American Eagle Outfitters//Strumpfhose: Wolford*//Schuhe: Adidas//Kette: Pippa&Jean*
* Herstellerlink: die Produkte wurden mir kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!
nachdenklich worte, wunderschöne bilder! liebe sonntagsgruesse!
Über Insta bin ich auf deinen Blog gestoßen, dieser gefällt mir sehr gut, tolles Layout und schöne Fotos <3!!!
Hast du überlegt mal Kurzgeschichten zu schreiben?, war sehr schön zu lesen.
Auch dein Outfit gefällt mir, besonders wegen der schicken Strumpfhose und die Kette ist auch super schön :).
lg Neru
Oh, das freut mich aber, dass dir mein Blog gefällt :)))
Ich finde es immer total spannend zu erfahren, woher die Leute kommen.
Aber nein, ich habe noch nicht darüber nachgedacht Kurzgeschichten zu schreiben, nur für den Blog ;)
Danke für deinen lieben Kommentar und viele Grüße an dich!!
Du hast so eine wunderbare Begabung für das Schreiben, ein toller Text!
Ach du bist sooo lieb ;)
Schön, Pink Winki! :)
Danke :)
Sehr schöner Beitrag! Text und Bilder sind wirklich einfach klasse. Gefällt mir beides total gut, weiter so. :)
Liebe Grüße
jelaegbe.blogspot.de
Danke, danke, darüber freue ich mich sehr!!!
Liebe Grüße an dich
Schöner Text. Es war sehr angenehm ihn zu lesen. Man freut sich auf jeden weiteren Satz. Danke für ein klein wenig Ablenkung!
Liebe Grüße
Hella von http://www.advance-your-style.de